Wo ist der Plan B? Krugman von Tsipras enttäuscht
20.07.2015, 08:01 Uhr
Zu viele Vorschusslorbeeren? Alexis Tsipras (l) im Gespräch mit Paul Krugman
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Kampf gegen die Gläubiger verfolgt Athen bestimmt einen ausgeklügelten Plan. Das dachten Unterstützer von Ministerpräsident Alexis Tsipras – wie etwa Paul Krugman. Jetzt räumt der Wirtschaftsnobelpreisträger ein: Er hat die Kompetenz der griechischen Regierung überschätzt.
Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman hat die linksgeführte griechische Regierung in ihrem Kampf gegen die von den internationalen Gläubigern geforderten Sparmaßnahmen lange unterstützt - inzwischen ist er von Athen enttäuscht.
Er habe die Kompetenz der griechischen Regierung vielleicht überschätzt, sagte Krugman dem US-Fernsehsender CNN. Das Referendum gegen ein weiteres Spar- und Reformpaket habe die regierende Syriza-Partei angesetzt, ohne für den Fall, dass die Finanzhilfen ausblieben, einen Plan B in der Tasche zu haben. Krugman hatte in seinem Blog in der "New York Times" für ein "Nein" geworben.
"Sie haben erstaunlicherweise geglaubt, dass sie bessere Bedingungen verlangen können, ganz ohne einen Notfallplan in der Tasche zu haben", sagte Krugman. Mit dem dritten Hilfspaket habe sich Griechenland nun "deutlich schlechtere Bedingungen" eingehandelt. "Das ist natürlich ein Schock."
Auf Twitter machten sich zahlreiche Blogger über die Kehrtwende des Wirtschaftswissenschaftler lustig: "Es ist Politik, Professor!" schrieben sie in Anlehnung an die Clinton-Kampagne 1992 ("It's the economy, stupid!" "Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!")´
Krugman hatte in seinen Kolumnen und in seinem Blog in der "New York Times" immer wieder die von den meisten Euro-Staaten und den Kreditgebern geforderten Sparmaßnahmen für Griechenland scharf kritisiert. Er argumentierte, dass eine radikale Sparpolitik eine rezessionsgeplagte Volkswirtschaft nicht gesunden, sondern noch tiefer in die Krise rutschen lasse.
Bei der Volksabstimmung am 5. Juli waren mehr als 60 Prozent der Griechen dem Aufruf ihrer Regierung gefolgt und votierten gegen ein mit dem Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank ausgehandeltes Spar- und Reformprogramm. In der Folge stimmte die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Gegenzug für ein weiteres Hilfspaket aber dennoch weitreichenden Steuererhöhungen, Privatisierungen und Sozialreformen zu.
Quelle: ntv.de, sla/AFP