Wirtschaftskrise in Europa Kurzarbeit bei ThyssenKrupp
26.07.2012, 19:10 Uhr
ThyssenKrupp führt Kurzarbeit ein.
(Foto: REUTERS)
Die Stahlbranche kriselt: ThyssenKrupp zieht angesichts der schwachen Nachfrage Konsequenzen. In der Stahlsparte gehen im August die ersten Beschäftigten in Kurzarbeit.
Wegen schwacher Nachfrage schickt der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp ab August Beschäftigte in Kurzarbeit. Betroffen seien zunächst rund 2170 Mitarbeiter an den Standorten Duisburg, Bochum, Dortmund und dem Siegerland, teilte der Konzern mit. "Nach heutigem Stand rechnet das Unternehmen damit, dass die Kurzarbeit bis Ende des Jahres fortgeführt werden muss." ThyssenKrupp Steel Europe reagiert damit auf die anhaltend schwachen Auftragseingänge, die der gesamten Branche um Weltmarktführer ArcelorMittal derzeit zu schaffen machen.
Das Management und der Betriebsrat hatten seit Wochen über die Einführung von Kurzarbeit in der Stahlsparte beraten. "Wir nehmen Schichten heraus", sagte der Gesamtbetriebsratschef von ThyssenKrupp Steel Europe, Günter Back. In Duisburg seien etwa das Kaltwalzwerk und die Bandbeschichtungsanlagen betroffen. Dort werde die Produktion um etwa 30 Prozent gedrosselt. An den Hochöfen gebe es bislang keine Kurzarbeit. Dies könne frühestens im September der Fall sein.
Hochofen wird später angefahren
ThyssenKrupp Steel Europe beschäftigt an sechs Standorten rund 28.000 Mitarbeiter. Jeder Standort muss für sich über Kurzarbeit entscheiden. Der Standort Finnentrop sei zunächst ausgenommen, erläuterte das Unternehmen. Am Freitag will auch der Gesamtbetriebsrat von ThyssenKrupp Steel Europe über die Lage beraten.
Dem Betriebsrat zufolge sollen die Beschäftigten während der Kurzarbeit weiterqualifiziert werden. Die Mitarbeiter erhielten dafür neben dem Kurzarbeitergeld eine zusätzliche Vergütung. Dadurch kämen sie auf rund 93 Prozent ihrer üblichen Bezüge. ThyssenKrupp hatte bereits während der Wirtschaftskrise Kurzarbeit in seinen Stahlwerken gefahren. Bevor das Management und der Betriebsrat zu diesem Mittel greifen, schöpfen sie andere Maßnahmen wie etwa den Abbau von Arbeitszeitkonten aus.
Der größte deutsche Stahlkonzern leidet wie die gesamte Branche unter den schwachen Auftragseingängen. Die Kunden halten sich wegen Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung mit den Bestellungen zurück. Auch um die Preise zu sichern, haben einige Hersteller ihre Produktion zurückgefahren. In Duisburg will ThyssenKrupp einen zur Wartung stillgelegten Hochofen in diesem Jahr nicht mehr anfahren. Im ersten Halbjahr ging die Rohstahlproduktion der Schwerindustrie in Deutschland mit Konzernen wie ThyssenKrupp, Salzgitter und ArcelorMittal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast sechs Prozent zurück.
Quelle: ntv.de, jga/rts