Wirtschaft

Chinesen mögen's französisch Lagarde bald IWF-Chefin?

Es geht um mehr als nur die Führung des IWF: China will bei der Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Strauss-Kahn seine eigene Machtposition und die der aufstrebenden Schwellenländer stärken. Und das geht wohl am besten mit einer Französin an der Spitze des IWF - und die tritt vor die Presse.

Christine Lagarde: Wird sie die neue Chefin des IWF?

Christine Lagarde: Wird sie die neue Chefin des IWF?

(Foto: REUTERS)

Die Zeichen verdichten sich, dass dem Internationalen Währungsfonds (IWF) schon bald eine Frau vorstehen wird: Nach französischer Darstellung unterstützt China eine Kandidatur von Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde als neue IWF-Chefin. "Der Euro benötigt unsere Aufmerksamkeit, wir brauchen die Europäer (an Bord), die Chinesen stehen hinter der Kandidatur von Christine Lagarde", sagte Haushaltsminister und Regierungssprecher Francois Baroin dem französischen Hörfunksender Europe 1.

Lagarde wiederum will Kreisen zufolge am Mittwoch ihre Kandidatur für den IWF-Chefposten erklären. "Ich gehe davon aus, dass Frau Lagarde ihre Kandidatur bekanntgegeben wird. Auf der europäischen Seite ist nun alles klar, wir haben einen Konsens erzielt", sagte ein Diplomat. Lagarde hat für Mittwoch eine Pressekonferenz um 11.45 Uhr einberufen. Ein Vertreter des französischen Finanzministeriums sagte, Lagarde werde eine wichtige Ankündigung machen. Weitere Details wurden nicht genannt.

Entscheidung bis Ende Juni

Mit der zusätzlichen Rückendeckung der Volksrepublik würde Lagarde an den vordersten Startplatz im Rennen um den Chefsessel des IWF aufrücken. Die USA haben sich Kreisen zufolge bereits für einen Europäer ausgesprochen. Die USA und die europäischen Länder halten gemeinsam mehr als die Hälfte der IWF-Stimmrechte, womit sie genügend Macht haben, über die Führung des Fonds zu entscheiden. Chinas Außenministerium wollte keine Stellung dazu nehmen.

Dominic Strauss-Kahn ist angeklagt wegen versuchter Vergewaltigung und trat deshalb vom Amt des IWF-Chefs zurück.

Dominic Strauss-Kahn ist angeklagt wegen versuchter Vergewaltigung und trat deshalb vom Amt des IWF-Chefs zurück.

(Foto: REUTERS)

Um die Nachfolge des in New York wegen versuchter Vergewaltigung angeklagten früheren IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn ist ein Streit zwischen Europa und den Schwellenländern entbrannt. Traditionell besetzen die Europäer den Chefposten des IWF, während die USA die Führung der Weltbank übernehmen. Der IWF will bis Ende Juni entscheiden, wer den Posten übernimmt. Deutschland würde eine Kandidatur Lagardes unterstützen.

Allerdings gilt ein Gerichtsverfahren als größte Gefahr für die Chancen der französischen Politikerin auf die Stelle als IWF-Chefin. Am 10. Juni gibt die Justiz bekannt, ob in der seit Jahren schwelenden Affäre gegen sie eine formale Untersuchung wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder eingeleitet wird. Am selben Tag endet auch die Frist für die offizielle Nominierung von Kandidaten für den IWF-Chefposten.

China schaut auf sich

Nach Einschätzung eines Beraters der chinesischen Notenbank sollte die Macht der USA im IWF eingeschränkt werden. Im Gegenzug sollte den Schwellenländern mehr Gewicht beigemessen werden, sagte Xia Bin. Die Frage sei nicht, wer als Kandidat aufgestellt werde. "Das Problem ist, dass die Stimmrechte der USA zu groß sind", sagte der Berater der Zentralbank. Solange sich dies nicht ändere, könne der IWF keine Fortschritte machen.

Erst im vergangenen Jahr hatten die Schwellenländer mehr Gewicht im IWF bekommen. Die Volksrepublik stieg zum drittstärksten Mitglied auf. Die Stimmrechte lehnen sich an die Größe der Volkswirtschaft des Landes an. Die USA sind mit knapp 17,7 Prozent der Stimmrechte weiterhin mächtigstes Mitglied. China ist nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Mexikaner will auch

Mexikos Zentralbankchef Agustin Carstens macht sich trotzdem weiter Hoffnung auf den begehrten Posten beim IWF. Er sagte, dass bereits einige Länder ihre Sympathie für seine Kandidatur bekundet hätten. Er habe sich mit einigen US-Vertretern über seine Pläne unterhalten, sagte er Bloomberg TV.

Carstens kann bislang nicht auf die Unterstützung von Schwergewicht Brasilien zählen. Die Nationalität spiele keine Rolle, sagte der brasilianische Finanzminister Guido Mantega am Montag in Brasilia und erbat sich mehr Zeit, um alle Kandidaten bewerten zu können. Carstens war bereits drei Jahre stellvertretender IWF-Chef.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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