Wirtschaft

Das Whatsapp-Killer-Netzwerk aus Fernost Line will Aktien und Schrecken verbreiten

Grün und Weiß - wie Whatsapp.

Grün und Weiß - wie Whatsapp.

Intensivere Nutzung als Facebook, und als Whatsapp ohnehin: In Asien etabliert sich mit Line in kurzer Zeit ein Whatsapp-Konkurrent inklusive hunderter Millionen Nutzer - und dem Drang an die Börse. Der erwartete zweistellige Milliardenerlös sollte den westlichen Platzhirsch nervös machen.

Die alltägliche Nutzung des Smartphones beschränkt sich nicht auf telefonieren, surfen und E-Mails abrufen. Dazu kommt bei vielen ein Messenger: Bilder und Videos, seit wenigen Monaten auch Audiodateien werden so über das Smartphone verschickt. Fast gratis. In den westlichen Industrieländern geschieht das vor allen anderen per Whatsapp, das eigenen Angaben zufolge mehr als 300 Millionen Nutzer hat. Davon kommen über 20 Millionen aus Deutschland.

Zwar verbreiteten die Mobilfunkanbieter in der Vergangenheit lange die - vermeintlich logische - These, die Einnahmen für die klassische SMS brächen deshalb weg. Eine Mär, denn die Menschen kommunizieren nachweislich insgesamt mehr. So wurden im 2013 im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland 5,4 Prozent mehr SMS verschickt, teilte der Telekommunikations-Branchenverband VATM mit. Und zwar zusätzlich zu den Online-Messenger-Diensten.

Bis zu 28 Millarden US-Dollar

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Bislang hat Whatsapp hierzulande eine Quasi-Monopolstellung. Die fernöstliche Konkurrenz "Line" ist außerhalb Asiens dagegen noch kaum bekannt. Doch in Zukunft dürfte der Messenger nicht mehr nur bei Technikfreaks ein wissendes Nicken auslösen, sondern auch auf dem Börsenparkett. Immer wahrscheinlicher wird es, dass das japanische Unternehmen einen Gang an die Finanzmärkte wagt. Bis zu 28 Milliarden US-Dollar könnte Line so einsammeln. Asiatischen Medien zufolge ist noch nicht entschieden, ob das Unternehmen an die Tokio Stock Exchange oder die Nasdaq will.

Doch wie funktioniert dieses größtenteils unbekannte Programm? Ist es nur ein schnöder Klon? Nein, nur im Kern ist Line ein Messenger wie Whatsapp. Zusätzlich ist es auch Teil eines sozialen Netzwerkes. So hat das Unternehmen etwa eine App à la Instagram und verschiedene Spiele im Angebot, die mit verbundenen Freunden gemeinsam bestritten werden können. Es setzt sich also zwischen die Stühle von Facebook und Whatsapp. Insgesamt gibt es mehr als 50 Apps, die auf dem Messenger aufbauen und so miteinander kommunizieren. Den Messenger gibt es für iOS, Android, Windows Phone, Blackberry und Nokias Asha. Aber auch die stationären Betriebssysteme Windows und MacOS sind nicht ausgeschlossen.

Zusatzinhalte und Werbung füllen die Kassen. 132 Millionen US-Dollar verdiente das Unternehmen im zweiten Quartal 2013. 10 Millionen Dollar geben seine Nutzer pro Monat für digitale Sticker aus, also Grafiken, die verschickt werden können. Und Spielinhalte sind ihnen 27 Millionen Dollar wert. Line funktioniert so auch als Vertriebs- und Werbeplattform für Inhalte von Drittanbietern. Zudem soll das Unternehmen planen, einen digitalen Musikvertrieb wie iTunes zu integrieren, schreibt thenextweb.com. Abseits des Internets verkauft das Unternehmen in Japan auch Merchandising wie Plüschtiere und erzielt damit Millionenumsätze.

Beeindruckendes Wachstum

Seit etwa zwei Jahren gibt es die Software. Momentan hat die App über 240 Millionen Nutzer, davon etwa 47 Millionen in Japan, 18 Millionen in Thailand, 17 Millionen in Taiwan und 14 Millionen in Indonesien. Besonders die Zahl aus Japan ist beeindruckend - sie beinhaltet mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes und fast die Hälfte aller dortigen Internetnutzer. Allein zwischen Januar und Juli verdoppelte das Unternehmen seine Nutzerzahl auf 200 Millionen. Eine überzeugende Wachstumszwischenbilanz, die auch das Potenzial des App-Netzwerkes unterstreicht.

Whatsapp, bislang Messenger-Krösus in der westlichen Smartphone-Welt, muss sich offenbar vorsehen. In Spanien setzte Line auf eine Werbekampagne mit dem nationalen Tennisstar Rafael Nadal. Der Effekt waren 15 Millionen Downloads der App. Zwar wird Line nicht die über 100 Milliarden Dollar Marktwert von Facebook erreichen. Doch bis zu 28 Milliarden Erlös bei einem Börsengang sind kein Mondwert. Bereits jetzt wird die App in Japan und Südkorea mehr als Facebook und Twitter genutzt.

Quelle: ntv.de

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