Angebot für 117 Beschäftigte Lloyd Werft macht den Osten schmackhaft
27.02.2017, 18:30 Uhr
Keine Neubauten mehr in Bremerhaven.
(Foto: dpa)
Im Nordosten ist der Jubel groß: Nach jahrelanger Hängepartie bietet sich den Werften nach dem Verkauf endlich eine rosige Zukunft. Die Verlierer des Deals sitzen in Bremerhaven. Sie sollen nun nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen.
Die angeschlagene Bremerhavener Lloyd Werft streicht gut ein Viertel der Stellen. Insgesamt sollen 117 der insgesamt knapp 400 Arbeitsplätze wegfallen, wie die Geschäftsleitung den Beschäftigten mitteilte. Für die Betroffenen soll eine Transfergesellschaft gegründet werden. Geschäftsführung und Betriebsrat hätten sich auf einen Sozialplan verständigt, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens.
"Der Abbau betrifft sämtliche Bereiche der Werft. Mit einer zukünftigen Belegschaftsstärke von 260 gut ausgebildeten Mitarbeitern ist das Unternehmen dann gut aufgestellt." Die Gesamtkosten wurden mit 11,9 Millionen Euro angegeben, die vom Gesellschafter zur Verfügung gestellt würden. Der Betriebsratsvorsitzende Daniel Müller sagte, die im Oktober begonnene Kurzarbeit werde bis Ende des Jahres andauern.
Weltweit knappe Kapazitäten
Die Lloyd-Werft steckt in der Krise, seit der Eigentümer, die malaysische Genting-Gruppe, den Neubau von Kreuzfahrtschiffen auf seine Ostsee-Standorte konzentriert. Die malaysische Gruppe hatte im vergangenen Jahr Werften in Mecklenburg-Vorpommern an den Standorten Wismar, Rostock und Stralsund erworben. Maßgebliche Triebfeder war damaligen Angaben zufolge die Auslastung anderer Werftkapazitäten,weshalb die zur Gruppe gehörende Kreuzfahrt-Reederei selbst keine Schiffe mehr bauen lassen konnte.
An den Standorten im Nordosten sorgte der Kauf derweil fast für eine Goldgräber-Stimmung. Nicht wenige sprachen von wichtigsten industriepolitischen Entscheidung der vergangenen Jahre. Die Mitarbeiterzahl in den Werften soll sich teils vervielfachen. Der Online-Auftritt der Schiffsbauer war lange Zeit kaum mehr als eine gewaltige Jobbörse. Seit der Wende gehörte die Werftenlandschaft zu den Sorgenkindern im Osten. Mehrfach wechselten die Eigner. Das Land bürgte einige Male. Tausende Jobs wurden gestrichen.
Aufträge für Bremerhaven
Betroffene Mitarbeiter aus Bremerhaven hätten die Chance, sich bei den Genting-Werften an der Ostsee zu bewerben. Sie würden dort angesichts des umfangreichen Rekrutierungsprogramms bevorzugt behandelt, hieß es. Die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Bremerhaven, Doreen Arnold, kritisierte, die Geschäftsführung habe den Beschäftigten keinerlei Zuversicht für die Zukunft vermittelt.
Lloyd-Geschäftsführer Rüdiger Pallentin sieht die Werft mit dem Abschluss des Sozialplans und der Restrukturierung nun "gut aufgestellt für die Zukunft". Neben dem Auftrag für einen Jachtneubau habe man zwischenzeitlich Zusagen für weitere Aufträge über Reparaturen von Passagierschiffen erhalten. Die Genting-Gruppe hatte vor mehr als einem Jahr die Lloyd-Werft komplett übernommen und ein umfangreiches Neubauprogramm versprochen. Dann hatte Genting überraschend verkündet, dass die Milliarden-Aufträge für geplante Kreuzfahrtschiffe ausschließlich an den Werftenstandorten Wismar, Rostock und Stralsund realisiert werden sollen.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa