Euro-Krise drückt Fernseher-Verkäufe Loewe rechnet 2012 mit Verlust
02.10.2012, 12:14 Uhr
Nach einem Umsatzeinbruch wird Loewe auch in diesem Jahr rote Zahlen schreiben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschlands Fernseherhersteller Loewe kippt seine Ziele für das Jahr 2012: In der Euro-Krise müssen Griechen, Spanier und Portugiesen ihr Geld für wichtigere Dinge ausgeben als Edel-TVs made in Germany. Loewe schreibt bereits rote Zahlen – nun dürften die Verluste wachsen.
Deutschlands größter Fernseherhersteller Loewe lässt nach einem Umsatzeinbruch im dritten Quartal seine Hoffnungen für das Gesamtjahr fahren. Es sei nicht mehr realistisch, 2012 ein Umsatzwachstum zu erreichen und die Verluste deutlich einzudämmen, teilte das Traditionsunternehmen mit. Ein operativer Verlust sei unvermeidlich. Im dritten Quartal lag der Umsatz nach vorläufigen Berechnungen bei rund 47 Mio. Euro und ist damit binnen Jahresfrist 30 Prozent eingebrochen.
Die Nachfrage aus dem europäischen Ausland sei weiter geschwunden und auch der deutsche Absatz habe geschwächelt. Allein im August habe der Heimatmarkt nach der Fußball-Europameisterschaft wertmäßig insgesamt um elf Prozent nachgegeben, klagten die Oberfranken. Generell habe die anhaltende Krise in weiten Teilen Europas das Geschäft von Loewe belastet. An der Börse kam die Botschaft nicht gut an: Die Loewe-Titel gaben neun Prozent nach. "Die Auswirkungen der schwachen Marktentwicklung sind aber deutlicher als gedacht", urteilte ein Analyst.
Die Kronacher haben immer mehr mit koreanischen Konkurrenten wie Samsung und LG zu kämpfen, die auf dem europäischen Markt inzwischen mehr als jeden dritten Apparat verkaufen. Im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung im August hatte Vorstandschef Oliver Seidl noch an der Prognose für das Gesamtjahr festgehalten. Demnach sollten die Einnahmen eigentlich über dem Vorjahresniveau von 274,3 Mio. Euro liegen und das Ergebnis besser ausfallen als der Vorjahresverlust von elf Mio. Euro.
Loewe sucht Heil außerhalb Europas
In den ersten neun Monaten 2012 sei der Konzernumsatz nun aber im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf etwa 173 Mio. Euro gesunken. Die letzten Hoffnungen für das verbleibende Jahr setzt das Unternehmen, das sich auf die Herstellung hochwertiger TV- und Audiosysteme spezialisiert hat, nun auf das Weihnachtsgeschäft: Man gehe von einer positiven Marktentwicklung im vierten Quartal aus, hieß es. Neue Produktreihen und ein veränderter Vertrieb sollen den Abwärtstrend stoppen.
Mittelfristig sucht Loewe-Chef Seidl das Heil außerhalb Europas. Asiaten und später womöglich auch Amerikaner sollen sich in einiger Zeit für den Erfinder des elektronischen Fernsehens begeistern, hatte Seidl vor der IFA angekündigt. Loewe gründete zuletzt in China Einkaufstöchter, den Sprung ins Reich der Mitte mit seinen Fernsehern wagte das Unternehmen allerdings noch nicht. Neben Metz und TechniSat ist Loewe einer der wenigen Überlebenden der einst ruhmreichen deutschen Unterhaltungselektronikindustrie. Zuletzt wagte sich zur Überraschung in der Branche auch der Lautsprecherspezialist Bose mit einem eigenen TV-Gerät auf den Markt.
Quelle: ntv.de, rts/dpa