Sind die mageren Jahre vorbei? Lohnsteigerungen in Sicht
02.08.2010, 06:51 UhrGeht es nach Peter Bofinger, stehen auf deutschen Lohnzetteln bald deutlich größere Zahlen: Der Wirtschaftsweise macht sich nach der Zurückhaltung der vergangenen Jahre für kräftige Lohnsteigerungen stark. Die Arbeitgeber winken ab.

Peter Bofinger: "Wir brauchen kräftigere Lohnsteigerungen von mindestens drei Prozent."
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat Forderungen der Arbeitgeber nach maßvollen Lohnabschlüssen in der Zukunft eine Absage erteilt. Die Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre habe dazu beigetragen, dass die Volkswirtschaften der Euro-Zone auseinanderdrifteten, sagte Bofinger der "Rheinischen Post". "Wir brauchen kräftigere Lohnsteigerungen von mindestens drei Prozent", so Bofinger.
Der Unterschied müsse durch höhere Lohnabschlüsse in Deutschland und niedrigere Abschlüsse in den weniger wettbewerbsfähigen Ländern Südeuropas ausgeglichen werden, sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die Forderung von mindestens drei Prozent ergebe sich aus dem Produktivitätszuwachs von einem Prozent sowie der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Inflationsrate von nahe zwei Prozent.
Arbeitgeber wollen es moderat
Die Arbeitgeber lehnen Forderungen nach kräftigen Lohnerhöhungen aufgrund des Wirtschaftsaufschwungs ab. "Wir dürfen den derzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung auf gar keinen Fall belasten oder gefährden", sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt im Deutschlandfunk. Die Beschäftigten profitierten bereits jetzt vom Auslaufen der Kurzarbeit. Zudem habe die moderate Lohnpolitik der Vergangenheit dazu geführt, dass Firmen die Krise relativ gut überstanden hätten.
CSU-Chef Horst Seehofer sagte dagegen, er verstehe die Forderungen der Arbeitnehmer. In der Krise seien die Gewerkschaften ungeheuer verantwortungsvoll gewesen. Gewerkschaften hatten in den vergangenen Tagen für ihre Zurückhaltung in der Krise einen Nachschlag gefordert.
Quelle: ntv.de, rts/dpa