Wirtschaft

Drei neue Billig-Plattformen Lufthansa lässt beim Sparen nicht locker

Manch einer guckt nach der Tarifeinigung in die Röhre.

Manch einer guckt nach der Tarifeinigung in die Röhre.

(Foto: picture alliance / dpa)

Interne Dokumente des Luftfahrtkonzerns werfen ein Schlaglicht auf den Tarifabschluss zwischen Verdi und Lufthansa. Einem Magazinbericht zufolge ist die Einigung für die Boden- und Technikbeschäftigten mit Zugeständnissen an anderer Stelle teuer erkauft worden.

Lufthansa
Lufthansa 7,41

Der großangelegte Streik der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat offenbar nicht für alle Boden- und Technikbeschäftigten den durchschlagenden Erfolg gebracht, wie es zunächst schien. Wie der "Spiegel" unter Berufung auf interne Konzerndokumente berichtet, gibt es auch Verlierer der Tarifeinigung. Für sie konnten die Unterhändler der Gewerkschaft angeblich nur einen Inflationsausgleich erwirken – und den auch nur im Gegenzug für gravierende Einschnitte.

So stimmten die Verdi-Verhandlungsführer der Gründung von drei neuen Billig-Gesellschaften zu, in denen unter anderem Verwaltungsaufgaben und die Abfertigung der Passagiere abseits der großen Verkehrsdrehscheiben in Frankfurt am Main und München zusammengefasst werden sollen. In diesen Gesellschaften mit den Namen GBS Rhein-Main oder GBS Center Ost dürften schlechtere Arbeitsbedingungen herrschen als in anderen Bereichen des Konzerns, schreibt das Blatt. Die Arbeitszeit könnte ohne entsprechenden Lohnausgleich von 27,5 auf 39 Wochenstunden hochgeschraubt werden. Auch bei Feiertagen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sollen die Arbeitgeber schlechter gestellt werden.

Wie das Magazin weiter schreibt, werden die regulären Monatsgehälter bei zwei der drei neuen Ableger um bis zu 30 Prozent sogar gegenüber dem bisherigen Lufthansa-Niveau sinken. Bereits Ende vergangener Woche wurde deutlich, dass es auch Verlierer des Tarifabschlusses gibt. So müssen sich die Beschäftigten der Catering-Sparte LSG Sky Chefs ebenfalls auf Einbußen beim Gehalt und längere Wochenarbeitszeiten einstellen. Wie eine LSG-Sprecherin sagte, gibt es ein entsprechendes Eckpunktepapier, das bereits Ende Februar beschlossen wurde und noch "in gültige Tarifverträge überführt werden muss". Dazu sei die Zustimmung der großen Tarifkommission von Verdi erforderlich.

Gehaltseinbußen trotz Tarifabschlusses

Die Vereinbarung umfasst der Sprecherin zufolge drei Punkte: Die Löhne der Beschäftigten sollen um drei Prozent gesenkt werden. Ferner soll die Wochenarbeitszeit um 1,5 Stunden auf 39 Stunden erhöht und der Urlaubsanspruch um drei Tage reduziert werden.

"Sinn und Zweck ist, die Personalkosten auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu führen", sagte die Sprecherin. Sie begründete die Einschnitte mit bis zu 30 Prozent niedrigeren Personalkosten von Konkurrenten.

Verdi-Vorstand Christine Behle verteidigte die Vereinbarung in der "Frankfurter Rundschau" als "das kleinere Übel". So habe die LSG auch mit einem Wechsel des Arbeitgeberverbandes gedroht, was noch massivere Einbußen gebracht hätte. Als Kompensation für die Gehaltskürzung seien Einmalzahlungen in Höhe von 600 Euro in diesem und 500 Euro im kommenden Jahr vereinbart worden. Zudem habe man sich auf den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2020 geeinigt. Die Catering-Tochter beschäftigt weltweit 30.000 Menschen, in Deutschland sind es 5000.

Vorstände wollen auf Geld verzichten

Der Lufthansa-Vorstand will als Zeichen der Solidarität auf einen Teil seiner Bezüge verzichten. Details - beispielsweise zur genauen Höhe dieses Verzichts - sollen zur Hauptversammlung kommenden Dienstag bekannt werden, schreibt das Nachrichtenmagazin "Focus" ohne Nennung seiner Quellen.

Lufthansa-Chef Christoph Franz macht beim Sparen vor nichts Halt.

Lufthansa-Chef Christoph Franz macht beim Sparen vor nichts Halt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Beiträge zum Sanierungsprogramm würden grundsätzlich alle Mitarbeitergruppen betreffen, sagte eine Sprecherin von Deutschlands größter Airline dazu. Auch der Vorstand mache sich bereits Gedanken darüber. Lufthansa-Chef Christoph Franz hatte im Gespräch mit dem Wochenmagazin "Die Zeit" angekündigt, dass weitere Sparmaßnahmen im Gespräch seien, die auch sein Gehalt betreffen könnten. "Wenn wir von allen Einschnitte verlangen, muss auch der Vorstand seinen Beitrag leisten", hatte Franz gesagt.

Als weiteren Beitrag der Führungsspitze zum Lufthansa-Sanierungskurs würden zudem die Vorstände Bettina Volkens und Harry Hohmeister ihre neuen Aufgabengebiete Personal und Beteiligungen übernehmen, ohne dafür zusätzliches Gehalt zu kassieren, schreibt der "Focus" weiter. Volkens ist zudem zuständig für den Bereich "Führungskräfte Konzern", Hohmeister ist Chef der Lufthansa-Tochter Swiss.

Sparkurs bislang ohne Wirkung

Die Lufthansa hat zurzeit wie viele andere europäische Airlines auch mit reichlich Gegenwind zu kämpfen. Low-Cost-Carrier und Fluggesellschaften aus den Golfstaaten luchsen den traditionellen Airlines scharenweise Passagiere ab. Viele europäische Airlines reagieren mit Stellenstreichungen und Ausgabenstopps. Die Lufthansa will in den kommenden drei Jahren 1,5 Mrd. Euro einsparen und Personal entlassen.

Im ersten Quartal hatte der harte Sparkurs zumindest auf den ersten Blick noch keine deutlichen Ergebnisse gezeigt. Der operative Verlust verharrte mit 359 Mio. Euro auf Vorjahresniveau. Bei der Lufthansa ruhen die Hoffnungen jetzt auf Fortschritten im weiteren Jahresverlauf.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen