Wirtschaft

Nach dem Streik ist vor dem Streik Lufthansa mit gestutzten Flügeln

Passagiere landen auf der langen Bank: So hatten sie sich ihre Reise mit der Lufthansa nicht vorgestellt.

Passagiere landen auf der langen Bank: So hatten sie sich ihre Reise mit der Lufthansa nicht vorgestellt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Flugbegleiter von Lufthansa gehen heute wieder an die Arbeit, durchgestanden ist der Arbeitskampf aber noch nicht. Im Gegenteil: Die nächste Eskalation ist programmiert. Freitag will die Gewerkschaft Ufo in ganz Deutschland 24 Stunden lang streiken. Die Aktion vom Vortag hallt derweil noch nach. Auch heute müssen Flüge gestrichen werden.

Für besonderen Ärger unter den Beschäftigten sorgen Pläne, das Kabinenpersonal durch deutlich schlechter bezahlte Leiharbeiter zu ersetzen.

Für besonderen Ärger unter den Beschäftigten sorgen Pläne, das Kabinenpersonal durch deutlich schlechter bezahlte Leiharbeiter zu ersetzen.

(Foto: REUTERS)

Die Lufthansa muss nach den Flugbegleiterstreiks auch am heutigen Mittwoch noch Flüge streichen. Einen Tag nach den Streiks der Kabinengewerkschaft Ufo an den Flughäfen Berlin-Tegel, Frankfurt am Main und München müsse die Airline weiterhin Flüge annullieren, kündigte ein Lufthansa-Sprecher in der Nacht an. Allerdings dürften die Auswirkungen "vergleichsweise gering" sein, hieß es.

Auf ihrer Internetseite hat die Fluggesellschaft eine Liste mit 22 gestrichenen Flügen von und nach Frankfurt und München veröffentlicht, die für Mittwoch geplant waren. Diese Streichungen seien Auswirkungen der Streiks, sagte der Sprecher. Grund für die Ausfälle ist offenbar, dass noch nicht alle Flugzeuge und Besatzungen wieder an ihren Abflugorten seien.

Freitag setzt neue Maßstäbe

Ende der Woche wollen die Lufthansa-Flugbegleiter ihren Streik auf ganz Deutschland ausweiten. Am Freitag sollen die Stewardessen und Stewards zum ersten Mal von 00.00 bis 24 Uhr die Arbeit an allen Lufthansa-Flughäfen in Deutschland niederlegen, wie die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo mitteilte. Grund sei, dass die Airline sich in dem Tarifkonflikt bislang nicht bewegt habe. Die Kranich-Airline muss sich damit auf einen der größten Arbeitskämpfe ihrer Geschichte gefasst machen.

"Die Lufthansa ist jetzt wirklich gefragt, um das abzuwenden", sagte UFO-Chef Nicoley Baublies am Rande einer Kundgebung in am Münchner Flughafen. Einzige Möglichkeit aus seiner Sicht: Ein unparteiischer Vermittler solle den Streit schlichten. Die Lufthansa lehnt den Vorschlag - wie schon an den Vortagen - ab. "Wir sehen keinen Grund für eine Schlichtung, weil die Offerte schon auf dem Tisch liegt und sie eine gute Basis für weitere Verhandlungen ist", sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Am Dienstag stürzten die Flugbegleiter mit Streiks in Frankfurt, München und Berlin die Lufthansa erneut ins Chaos. Übernächtigte Fluggäste, hektische Lufthansa-Mitarbeiter und dichtes Gedränge vor den Schaltern prägten das Bild an den Airports. Insgesamt fielen an den drei Flughäfen etwa 350 der weltweit 1800 Flüge der Lufthansa aus, wie die Fluggesellschaft mitteilte. 43.000 Passagiere saßen fest. Nach Aussagen von Baublies dürfte die endgültige Zahl der Annullierungen nach Erhebungen der Gewerkschaft eher bei 650 bis 700 liegen. "Der Streik ist für uns ein voller Erfolg", sagte er.

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Lufthansa 7,54

Bereits zum Streikauftakt am vergangenen Freitag hatten die Stewards und Stewardessen ihre Arbeit zwar lediglich am Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt niedergelegt, aber dennoch eine durchschlagende Wirkung erzielt: 26.000 Passagiere saßen fest, 190 Flüge fielen aus, der größte Flughafen Deutschlands wurde vorübergehend gesperrt. Allein dieser erste Streiktag kostete die größte deutsche Fluggesellschaft Millionen. 

Der Ton in der Tarifauseinandersetzung wird auch bei der Lufthansa schärfer. Der Konzern übt scharfe Kritik an der jüngsten Streikwelle. "Das ist keine Taktik der Nadelstiche, wie von Ufo angekündigt. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Kunden," sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther zu Reuters. Der Schaden dürfte am Dienstag wieder in die Millionen gehen. Er appellierte an Gewerkschafter Baublies, den Streik zu beenden: "Auch ein Gewerkschaftsführer trägt Verantwortung für die Mitglieder und das Unternehmen. Mit einem Streik schadet er dem Unternehmen langfristig." 

Passagiere sind geteilter Meinung

Am schwersten vom Streik am Dienstag getroffen war Frankfurt - hier legten die Stewards und Stewardessen um 6 Uhr morgens für acht Stunden die Arbeit nieder. An Deutschlands größtem Flughafen annulliert die Lufthansa allein etwa 220 Flüge. Jeder zweite Kurz- und Mittelstreckenflug falle aus, zudem ein Drittel der Interkontinentalverbindungen, sagte der Lufthansa-Sprecher. Die Schlangen vor den Checkin-Schaltern waren wieder hunderte Meter lang, wie am ersten Streiktag. Die Lufthansa setzte diesmal aber deutlich mehr Personal ein, um die tausende gestrandeten Reisenden zu betreuen. Mitarbeiterinnen in bunten Westen verteilen Müsliriegel und Wasser an die Wartenden.

Die Stimmung unter den Fluggästen war geteilt. Einige hielten den Streik für eine Zumutung, andere äußern Verständnis. "Ich kann nachvollziehen, warum die streiken", sagte etwa Susanne Brandenbusch, deren Flug nach Litauen kurz vor dem Einsteigen abgesagt wurde. "Der Einsatz von Leiharbeitern im Bordservice untergräbt das Vertrauen der Mitarbeiter in die Lufthansa." Andere hingegen sind gereizt. "In den USA wäre das nicht passiert", sagte US-Soldat Ron Smith, der eigentlich nach Hause nach Denver wollte. Jedes Mal wenn er durch Frankfurt reise, bleibe er hier stecken.  

Neben der Lufthansa-Basis in Frankfurt bestreikte Ufo auch für acht Stunden den Flughafen Berlin-Tegel und für elf Stunden den Flughafen München. Nach Aussagen eines dortigen Lufthansa-Sprechers dürften ein Viertel der in dieser Zeit eingeplanten 450 Flüge am Boden bleiben. Die Lufthansa bot kostenlose Umbuchungen an. Fluggäste, deren Flüge gestrichen wurden, können auf die Deutsche Bahn umsteigen. 

Der Tarifstreit dauert bereits seit gut einem Jahr. Die Gewerkschaft kämpft für höhere Löhne und gegen die Auslagerung von Stellen. Nach Ansicht des Managements sind Einschnitte nötig, da die harte Konkurrenz der Lufthansa das Leben schwermache. Die Airline legte deshalb ein Milliarden-Sparprogramm auf und verlangt nun, dass auch die Bord-Servicekräfte einen Beitrag leisten. Während die Gewerkschaft fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 15 Monaten fordert, hat die Lufthansa eine Erhöhung um 3,5 Prozent über drei Jahre angeboten. Bei der Kranich-Fluglinie arbeiten 18.000 Menschen im Bordservice.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

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