Weniger First Class Lufthansa schwingt den Rotstift
21.04.2012, 10:59 Uhr
(Foto: dpa)
Das neue Sanierungsprogramm der Lufthansa nimmt konkrete Formen an. Die Flotte soll bis zum Jahr 2014 nicht wachsen, Strecken werden gestrichen. Auf Verbindungen, auf denen ein harter Preiswettkampf herrscht, will Lufthansa die Erste Klasse abschaffen.
Die Lufthansa will mit einem drastischen Sparkurs das Ergebnis im Passagiergeschäft um rund 900 Mio. Euro jährlich verbessern. Die Flotte solle in den nächsten drei Jahren nicht mehr wachsen, Strecken gestrichen und zahlreiche Flüge künftig von der Billigflugtochter Germanwings betrieben werden, schrieb Lufthansa-Passagiervorstand Carsten Spohr in einem Brief an die Mitarbeiter. Bei vielen Langstreckenflügen werde zudem die First Class abgeschafft. Neue Langstreckenflugzeuge würden erst bestellt, wenn erste Sparziele erreicht worden seien.
Das Unternehmen sieht sich in Europa von Billigfliegern wie Ryanair und auf der Langstrecke von arabischen Fluggesellschaften wie Emirates in die Zange genommen. Im vergangenen Jahr hatte die Lufthansa unter dem Strich 13 Mio. Euro Verlust geschrieben - vor allem wegen der Verluste ihrer Sorgenkinder Austrian Airlines und der inzwischen verkauften British Midland.
Die deutsche Fluggesellschaft, die seit Jahren im Europageschäft rote Zahlen schreibt, leidet zunehmend auch auf Langstreckenflügen unter dem harten Wettbewerb. Lufthansa habe in diesem Jahr drei Strecken in die Boom-Märkte Asiens einstellen müssen, so Spoehr. "Wir müssen unbedingt verhindern, dass den nächsten gefährdeten Strecken Nanjing, Chennai und Bangkok das gleiche Schicksal widerfährt."
Flotte wächst zunächst nicht
Die Eckdaten für das "Zukunftsprogramm" hatte Lufthansa-Chef Christoph Franz schon im Februar genannt: Im Jahr 2015 sollen die Kosten von Europas größter Fluggesellschaft um 1,5 Mrd. Euro niedriger liegen als noch 2011. Nun ist klar: Zu den 1,5 Mrd. Euro von "Score" soll die Kernmarke Lufthansa alleine 900 Mio. beitragen - davon 600 Mio. durch Einsparungen und 300 Mio. durch höhere Erlöse, etwa durch den Verkauf von mehr teueren Tickets.
Anders als bisher geplant, soll die Flotte von zuletzt knapp 700 Flugzeugen bis zum Jahr 2014 nicht wachsen. Stattdessen ersetzen bereits bestellte sparsamere Flieger alte Maschinen. Dadurch soll auch der Kerosinverbrauch sinken - inzwischen der wichtigste Kostenblock einer Fluggesellschaft.
Außerdem will die Lufthansa defizitäre Strecken streichen und auf Direktverbindungen noch enger mit dem hauseigenen Billigflieger Germanwings zusammenarbeiten. Dazu soll auch die Flotte vereinheitlicht werden. Auf der Langstrecke will das Management in vielen Fliegern die luxuriöse First Class kassieren, Auf hart umkämpften Strecken sollen künftig Economy Class und Business Class ausreichen. Außerdem prüft die Lufthansa, ob sie wie schon andere Fluglinien eine aufgewertete Economy-Class ("Premium Economy") einführt. Zum Sparen sollen auch Flughäfen und Flugsicherung beitragen: Ihnen will Spohr fünf Prozent weniger bezahlen als zuletzt und setzt dazu auf Nachverhandlungen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa