Wirtschaft

Gewinn sinkt um ein Fünftel MAN verpatzt Jahresauftakt

VW-Aufsichtsratschef Piech hat einen Schlachtplan für MAN, denn der Gewinn ist um über ein Fünftel eingebrochen.

VW-Aufsichtsratschef Piech hat einen Schlachtplan für MAN, denn der Gewinn ist um über ein Fünftel eingebrochen.

(Foto: dpa)

Im sonst erfolgsverwöhnten Volkswagen-Konzern gibt es schlechte Neuigkeiten: Beim LKW-Bauer MAN bricht zum Jahresbeginn der Gewinn wegen flauer Nachfrage ein. Doch die Wolfsburger haben schon einen Plan in der Tasche, um MAN zum Erfolg zu führen.

Die flaue Nutzfahrzeugnachfrage in Westeuropa angesichts des Konjunktureinbruchs hat dem Lastwagen- und Maschinenbauer MAN den Jahresauftakt verhagelt. Der operative Gewinn schrumpfte laut vorläufigen Zahlen im Vorjahresvergleich im ersten Quartal um 22 Prozent auf 253 Mio. Euro, wie die VW -Tochter vor ihrer Hauptversammlung mitteilte. Der Konzernumsatz legte im ersten Quartal leicht um ein Prozent auf 3,8 Mrd. Euro zu. Der Auftragseingang lag mit 4,4 Mrd. Euro etwa auf der Höhe des guten Vorjahreswertes. Die endgültigen Erstquartalszahlen will MAN am 3. Mai veröffentlichen.

Für 2012 bekräftigte MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen die Prognose, wonach der Konzernumsatz etwas niedriger ausfallen werde als die 16,5 Mrd. Euro aus dem Vorjahr. Der operative Gewinn (1,5 Milliarde) werde zurückgehen. Bei der Rendite soll etwa der langfristige Zielwert von 8,5 Prozent erreicht werden. Im vergangenen Jahr - einem der erfolgreichsten der über 250-jährigen Unternehmensgeschichte - waren noch 9 Prozent der Erlöse als operativer Gewinn übrig geblieben.

Angesichts des Gewinnrückgangs sieht die VW-Tochter Handlungsbedarf. Pachta-Reyhofen sprach von einer "unbefriedigenden" Situation: "Wir spüren vor allem in den stagnierenden Märkten derzeit deutlichen Margendruck, dem wir mit Profitabilitäts- und Effizienzsteigerung begegnen werden", sagte der Manager. Die angestrebte Kooperation mit Scania unter dem Dach von Europas größtem Autobauer VW soll MAN trotz der momentanen Schwierigkeiten aber helfen, wie geplant bis 2020 zum erfolgreichsten Nutzfahrzeughersteller aufzusteigen.

VW hat einen Schlachtplan für MAN

Sorgen bereitet den Münchenern vor allem das Nutzfahrzeuggeschäft im Kern Europas, das von der Schuldenkrise gebeutelt wird. Der alte Kontinent ist nach wie vor einer der wichtigsten Märkte für das Unternehmen. Wie im Vorjahreszeitraum verkaufte MAN in den ersten drei Monaten des Jahres rund 35.000 Nutzfahrzeuge weltweit. Aber auch im bisher boomenden Brasilien, wo MAN Marktführer ist und es lange nur steil nach oben ging, ist die Nachfrage wegen strengerer Abgasvorschriften und der Umstellung auf schadstoffärmere Motoren vergleichsweise flau.

VW-Partriarch Piech (Li.) und MAN-Chef Pachta-Reyhofen wollen eine Allianz schmieden.

VW-Partriarch Piech (Li.) und MAN-Chef Pachta-Reyhofen wollen eine Allianz schmieden.

(Foto: dpa)

Um aus den Problemen herauskommen, will der VW-Konzern, der im November die Mehrheit an MAN übernommen hatte, unter ihrem Dach eine Nutzfahrzeug-Allianz mit ihrer anderen Tochter, der schwedischen Scania schmieden, die es mit dem Branchenprimus Daimler aufnehmen können soll. Mittlerweile halten die Niedersachsen fast drei Viertel der MAN-Stimmrechte, sie könnten damit einen Beherrschungsvertrag abschließen, der den Zugriff auf MANs Kasse ermöglichen würde. VW hatte einen solchen Schritt auf der eigenen Hauptversammlung am Vortag nicht ausgeschlossen.

"Mit der Übernahme durch Volkswagen schlagen wir jetzt ein weiteres, ein neues Kapitel in unserer reichen Unternehmenshistorie auf", sagte Pachta-Reyhofen. Die Kooperation mit der Nutzfahrzeugsparte von VW und Scania werde dem Unternehmen Rückenwind verleihen. Durch einen gemeinsamen Einkauf sollen in einem ersten Schritt 200 Mio. Euro jährlich eingespart werden. Langfristig werden die Synergiepotenziale durch eine gemeinsame Entwicklung und Produktion noch deutlich höher gesehen.

MAN will in Schwellenländern angreifen

Die Synergien ermöglichten es, "im Wettbewerb voll anzugreifen", sagte Pachta-Reyhofen. Es geht bei der Kooperation aber keinesfalls nur ums Sparen, die Unternehmen wollen einander auch beim Wachsen helfen. So wollen beispielsweise VW und MAN gemeinsam eine leichte Nutzfahrzeugbaureihe im Bereich von 3,5 bis 7,5 Tonnen anbieten. Ein Bereich, in dem MAN bisher nicht aktiv ist, dem aber große Chancen vorhergesagt werden. VW-Chef Martin Winterkorn und sein Finanzchef Hans Dieter Pötsch, die sich bei den Aktionären um einen Einzug in den MAN-Aufsichtsrat bewarben, hoben die Chancen der Kooperation hervor. Die Lkw-Allianz spiele eine wichtige Rolle bei dem Ziel, Volkswagen bis 2018 zum größten Automobilhersteller der Welt zu machen, sagte Winterkorn.

Die langfristigen Aussichten für die wichtigsten Abnehmermärkte sind nach seiner Einschätzung gut: "Wir sehen nach wie vor einen steigenden Transport- und Energiebedarf, vor allem in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern". Wachstum finde allerdings vor allem im außereuropäischen Ausland statt, insbesondere in den BRIC-Ländern Brasilien, Russland, Indien und China sowie in anderen aufstrebenden Staaten wie der Türkei, Indonesien, Thailand, Südafrika und Mexiko.

Die Münchener setzen für die Zukunft auf die BRIC-Staaten und haben ihre dortigen Geschäfte in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut. 2009 übernahm MAN das Brasilien-Geschäft mit schweren Lkw von Volkswagen und kaufte sich außerdem mit 25% plus einer Aktie bei dem chinesischen Lkw-Hersteller Sinotruk ein. Zudem kündigte MAN an, ein Lkw-Montagewerk im russischen St. Petersburg aufbauen zu wollen und kaufte vor wenigen Monaten den indischen Partner aus dem dortigen Gemeinschaftsunternehmen heraus.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/DJ

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