Italien droht die Unregierbarkeit Mailänder Börse zuckt nervös
25.02.2013, 19:15 Uhr
Die Kurse an der Mailänder Börse spiegeln die politische Ungewissheit in Italien wider.
In Italien steht ein politischer Machtwechsel an und die Anleger reagieren. Die Kurse an der Mailänder Börse steigen und fallen - je nachdem, wie das von Ex-Ministerpräsident Berlusconi geschmiedete Mitte-Rechts-Bündnis gerade abschneidet. Die Handelsspanne des Leitindex - als Gradmesser der Nervosität der Anleger - ist enorm.
Mit einer Berg- und Talfahrt hat die Börse in Mailand auf den ungewissen Ausgang der Parlamentswahl in Italien reagiert. Der Leitindex FTSE Mib schloss zum Wochenauftakt zwar leicht im Plus. Zuvor hatten Prognosen über einen Sieg des Mitte-Rechts-Bündnisses des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi im Senat aber satte Kursgewinne von fast 4 Prozent wieder abschmelzen lassen und den Leitindex kurzzeitig sogar ins Minus geschickt.
Die ersten Prognosen nach Schließung der Wahllokale um 15.00 Uhr hatten noch das Mitte-links-Bündnis von Pier Luigi Bersani sowohl im Abgeordnetenhaus als auch im Senat vorn gesehen. Die Anleger reagierten darauf zunächst erleichtert. Zeitweise stiegen die Aktienkurse um 3,9 Prozent. Bankaktien legten um über 4 Prozent zu - allen voran Papiere der HypoVereinsbank-Mutter UniCredit mit einem Aufschlag von 7,7 Prozent.
Spätere Hochrechnungen sagten jedoch einen Sieg von Berlusconis Bündnis im Senat und damit unklare Mehrheitsverhältnisse voraus. Denn eine stabile Regierung ist nur garantiert, wenn eines der Lager die Mehrheit in beiden Parlamentskammern erringt. Die Kurse rutschten deshalb vorübergehend ins Minus, stabilisierten sich zum Handelsschluss aber wieder. Der Leitindex FTSE Mib schloss mit einem kleinen Plus von 0,7 Prozent bei 16.352 Punkten. In Deutschland ging der Dax deutlich gefestigt aus dem Handel zum Wochenauftakt.
Fast wie erwartet
Der Vorsprung des Mitte-Links-Bündnisses ist keine wirkliche Überraschung - schon seit Monaten lag es in Umfragen vor Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis. Die Aktienhändler haben bereits seit dem Morgen auf den Sieg Bersanis gesetzt. "Der Markt hofft auf eine Koalition zwischen Bersani und Monti", sagte ein Händler.
Aufgrund des italienischen Wahlrechts wird sich im Senat entscheiden, ob Bersani alleine regieren kann oder auf die Unterstützung durch andere Parteien angewiesen ist. Das italienische Wahlrecht - eine sogenannte Verhältniswahl mit Mehrheitsbonus - sieht die Auszählung der Stimmen für das Oberhaus auf regionaler Ebene vor. Dabei entscheidet die Größe der Regionen über das Gewicht im Senat. Das Parteienbündnis, das in einer Region vorne liegt, erhält mindestens 55 Prozent der dort verfügbaren Sitze. Sizilien, die Lombardei oder Venetien bringen da mehr auf die Waage als dünn besiedelte Regionen.
Das Problem: Bei knappen Mehrheitsverhältnissen kann es zu einem "gespaltenen Parlament" kommen. Für die Verabschiedung von Gesetzen werden Mehrheiten in beiden Kammern benötigt.
Quelle: ntv.de, AFP/DJ