Wirtschaft

Beginn einer Abwärtsspirale? Maschinenbau verliert Aufträge

Akkurat gewickelte Spule: Von den Glanzzeiten vor der großen Krise ist die Schlüsselbranche noch weit entfernt.

Akkurat gewickelte Spule: Von den Glanzzeiten vor der großen Krise ist die Schlüsselbranche noch weit entfernt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau bleibt deutlich hinter den Werten aus dem Vorjahr zurück. Experten des Branchenverbands VDMA verweisen auf schmerzhafte Schwächen im Euroraum - und fürchten eine sich selbst verstärkende Abwärtsbewegung.

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MDAX 30.151,52

Die Auswirkungen der unsicheren Konjunkturlage in Europa bremsen den deutschen Maschinenbau aus: Die Auftragseingänge in der Schlüsselindustrie gehen im März um real vier Prozent unter Vorjahresniveau zurück. Besonders die Order aus dem Inland fielen kräftig. Hier habe der Rückgang 15 Prozent betragen, teilte der Branchenverband VDMA mit.

Das Auslandsgeschäft lag derweil nur um 1 Prozent über dem Vorjahresniveau - dank des Großanlagengeschäfts aus dem Nicht-Euroraum, wie es beim Verband hieß. In Deutschland ist die Branche der Maschinen- und Anlagebauer traditionell stark exportorientiert. Die Nachfrage aus Ländern der Eurozone, vor allem aus den schuldengeplagten Ländern Südeuropas, ist seit Monaten schwach. Geduld sei weiter gefragt, hieß es in einer VDMA-Mitteilung.

Die Kunden halten sich wegen der Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung zurück. Auch in dem von kurzfristigen Schwankungen weniger beeinflussten Dreimonatsvergleich von Januar bis März fielen die Bestellungen zwei Prozent niedriger aus als im Auftaktquartal 2012.

Insgesamt bestätigten die Zahlen das Bild einer weit verbreiteten Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers: "Es fehlt schlichtweg ein wirkungsvoller Impuls, damit die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt."

Die Maschinenbaubranche, zu der neben zahlreichen Mittelständlern auch börsennotierte Konzerne wie ThyssenKrupp, Gea oder Gildemeister gehören, setzt auf ein Wiederanziehen des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte. Die Maschinenbauer wollen die Produktion in diesem Jahr um 2 Prozent auf insgesamt 202 Mrd. Euro steigern.

Mit fast einer Million Beschäftigten gilt der Maschinenbau als "Rückgrat der deutschen Wirtschaft". Die Geschäftslage der Schlüsselbranche strahlt auf die gesamte deutsche Wirtschaft aus: Schwankungen in der Auftragslage spiegeln sich über kurz oder lang auch am Arbeitsmarkt und beim Konsum wieder.

Kein Vertrauen in neues Wachstum

An der Börse wurden die VDMA-Daten verhalten aufgenommen: "Sehr düster" sähen die Auftragseingänge aus, hieß es aus dem Aktienhandel. "Vor allem der Einbruch im Inland von minus 15 Prozent zeigt, wie gering das Vertrauen in ein zukünftiges Wachstum ist", sagte ein Händler. Die geringe Investitionsbereitschaft könnte durchaus der Beginn einer Abwärtsspirale sein.

"Das Abwärtsmomentum hat nach einer leichten Erholungsphase wieder zugenommen, normalerweise ein Zeichen, um nicht mehr groß in MDax-Titeln investiert zu sein", meinte ein anderer Marktbeobachter. Bei den Nebenwerten dürfte sich die düstere Entwicklung bei den Aufträgen dieser Einschätzung zufolge schnell auch auf die Aktienkurse auswirken.

Im Nebenwerteindex MDax sind vergleichsweise viele Maschinenbauer notiert wie zum Beispiel Gea, Gildemeister, MAN, MTU und Kuka.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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