"Haben Europa nicht abgeschrieben" Maschinenbauer vermissen Aufträge
28.06.2013, 12:12 Uhr
Die Inlandsbestellungen enttäuschen mit minus 14 Prozent "auf der ganzen Linie".
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Hoffnungsschimmer im April mündet im deutschen Maschinenbau nicht in den erhofften Aufschwung: Die Auftragslage im Mai bleibt hinter den Erwartungen zurück. Die Branche setzt nun auf Impulse aus dem Ausland. Im Einzelhandel sieht es derweil sehr viel besser aus.

"Nichtsdestotrotz: Der Mai war ein schwacher Monat, wir hatten uns mehr erhofft."
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Es ist ein herber Rückschlag für Deutschlands Maschinenbauer: Im Mai bleibt die Branche mit ihren Auftragseingängen preisbereinigt (real) um fünf Prozent unter dem Vorjahreswert. "Während die Nachfrage aus dem Ausland ihr Vorjahresniveau immerhin halten konnte, enttäuschten die Inlandsbestellungen mit minus 14 Prozent auf der ganzen Linie", kommentierte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt beim Verband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) das Ergebnis.
Im April hatte die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie noch Hoffnung geschöpft: Erstmals seit Jahresbeginn waren wieder mehr Aufträge eingegangen als im Vorjahresmonat. Im April 2013 hatten die Bestellungen das Vorjahresergebnis sogar um real acht Prozent übertroffen.
Im Geschäft mit Investitionsgütern wie Anlagen und Maschinen seien Schwankungen von Monat zu Monat nicht ungewöhnlich, erklärte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. "Nichtsdestotrotz: Der Mai war ein schwacher Monat, wir hatten uns mehr erhofft."
Wortmann erklärte: "Das Auslandsgeschäft hat noch nicht richtig durchgezogen. Wenn das erstmal Impulse setzt, dann zieht auch das Inlandsgeschäft nach." Wachstumstreiber für die nächsten Monaten dürften nach Einschätzung des Verbandes vor allem die aufstrebenden Volkswirtschaften Südostasiens und die USA sein.
"Da kommt noch was"
Auch Europa bleibt - trotz anhaltender Schuldenkrise - ein wichtiger Absatzmarkt für Maschinen und Anlagen "Made in Germany": Von Januar bis einschließlich Mai 2013 lagen die Bestellungen aus dem Euroraum nach Wortmanns Angaben um sieben Prozent über dem - allerdings schwachen - Vorjahreszeitraum. Außerhalb der Eurozone kamen Deutschlands Maschinen- und Anlagenbauer auf ein Orderplus von einem Prozent. "Wir haben Europa nicht abgeschrieben, wir brauchen es auch nicht abschreiben, da kommt was", betonte Wortmann.
Insgesamt verzeichnete die Branche von Januar bis Ende Mai bei den Bestellungen aus dem Ausland ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im Inlandgeschäft gab es ein Minus von sechs Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet der VDMA unverändert ein branchenweites Produktionsplus von zwei Prozent.
Arbeitsmarkt plus Tarifabschlüsse
Während die Maschinenbauer unter der schwachen Inlandsnachfrage leiden, verzeichnen die deutschen Einzelhändler ein kräftiges Umsatzplus. Die unerwartet lebhaften Geschäfte im Mai machen dem Handel Hoffnung auf bessere Zeiten. "Die Branche ist auf Kurs", sagte der Geschäftsführer des Handelsverbandes HDE, Kai Falk. "Die Verbraucherstimmung ist sehr positiv - dank der guten Beschäftigungslage und durch die Tarifabschlüsse." Auch das Vertrauen der Verbraucher in eine Lösung der Schuldenkrise und einen konjunkturellen Aufschwung in Europa hat nach Einschätzung von Ökonomen zugenommen.
Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes erhöhten sich die Umsätze im Einzelhandel im Mai preisbereinigt (real) um 0,8 Prozent zum Vormonat. Volkswirte hatten lediglich mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Nominal stiegen die Erlöse nach Angaben der Wiesbadener Behörde von April auf Mai kalender- und saisonbereinigt sogar um 1,1 Prozent.
Im Mai stützte vor allem der Einzelhandel mit Lebensmitteln den Aufwärtstrend. Dagegen hinke zum Beispiel die Textilbranche wetterbedingt hinterher, erläuterte Falk. "Für die Textilbranche wird es schwer, die Verluste der ersten Jahreshälfte aufzuholen." Hier wirken offenbar noch die Folgen des langen Winters und des verzögerten Frühjahrsbeginns im Konsumverhalten der Deutschen nach.
Im Jahresvergleich stiegen die Umsätze im Mai 2013 laut Bundesamt real um 0,4 Prozent und nominal um 2,0 Prozent. Beide Monate hatten jeweils 24 Verkaufstage. Der HDE erwartet für das Gesamtjahr unverändert ein nominales Umsatzplus der Branche von 1,0 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa