Riesen-Nische im Apple-Schatten Maschmeyer mischt in China mit
22.05.2012, 16:04 Uhr
Irgendwo muss es hin, das Geld: Carsten Maschmeyer (l.).
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit einem diskreten Einstieg bei einem deutsch-chinesischen Online-Projekt lenkt Vertriebsprofi Carsten Maschmeyer ungewollt Licht auf bislang kaum genutzte Absatzchancen im bevölkerungsreichsten Land der Erde. Der "Selfmade"-Millionär pumpt ein Teil seines Vermögens in Anteile an eine Firma namens 88tc88 - und wettet damit auf die Musikbegeisterung der Chinesen.
AWD-Gründer steigt bei einem chinesischen Online-Musikdienst ein. Der langjährige Chef des hannoverschen Finanzvertriebs habe für einen Millionenbetrag einen signifikanten Anteil am Stammkapital der schnell wachsenden Handelsplattform 88tc88 erworben, teilte Maschmeyers Investmentfirma Alstin mit.
88tc88 biete westliche Musiktitel, elektronische Bücher und andere Programme gegen Bezahlung zum Herunterladen an und stoße damit in eine Lücke, da die populäre iTunes-Musikbibliothek von Apple in dem Land nicht verbreitet sei. Die Firma ist in Berlin und Peking ansässig. In der chinesischen Populärkultur ist die Ziffer Acht allgemein mit Verheißungen von Glück und Erfolg verbunden.
"China ist der größte Mobilfunkmarkt der Welt mit mehr als 1 Milliarde Teilnehmern", heißt es bei 88tc88. Seinen Geschäftskunden ermöglicht das Unternehmen Zugang zu chinesischen Internetportalen von Anbietern wie China Telecom oder China Mobile. Gleichzeitig versorgt 88 chinesische Internetportale mit Inhalten aus den Beständen westlicher Medienkonzerne.
Im Kern organisiert 88tc88 also einen voll digitalisierten Vertrieb von Musiktiteln, Computerspielen oder Smartphone-Apps im riesigen chinesischen Absatzmarkt. Als Alleinstellungsmerkmal verweist die Firma auf Erfahrungen mit den besonderen Bedingungen in China: 88tc88 kümmert sich um die offizielle Vertriebsfreigabe westlicher Medieninhalten für den chinesischen Markt.
Staatlich genehmigter Musikgenuss
Der Musikvertrieb in China gilt allerdings als nicht ganz einfach: Massenweise sind CDs und DVDs in Form von Raubkopien überall im Land erhältlich. Meist kosten sie weniger als einen Dollar. Legal vertriebene Produkte sind kaum konkurrenzfähig. Dazu kommen aufwändige Genehmigungsverfahren der chinesischen Behörden und .
Die großen Musiklabels nahmen in dem Riesenland nach Angaben des Branchenverbands IFPI daher im Vergleichsjahr 2010 lediglich 64 Mio. Dollar ein. Das ist ein beinahe verschwindend geringes Ergebnis im Vergleich zu den 4,2 Mrd. Dollar, die die Musikbranche im selben Jahr allein in den Vereinigten Staaten eingespielt hatte.
Millionen aus dem AWD-Verkauf
Maschmeyer zumindest scheint von den Erfolgschancen des Online-Musikvertriebs überzeugt. Der prominente Profi-Anleger, der mit der Schauspielerin Veronica Ferres liiert ist, muss derzeit nach neuen Anlagechancen suchen, nachdem er einen Teil seiner Aktien am heutigen AWD-Eigentümer Swiss Life für gut 50 Mio. Euro verkauft hat.
Unter anderem war Maschmeyer beispielsweise beim Klinikbetreiber Marseille-Kliniken eingestiegen. Vor zwei Monaten wurde bekannt, dass der legendäre Finanzvertriebler beim ostdeutschen Fahrradhersteller zum größten Aktionär aufgestiegen ist. Jüngster Streich war der Einstieg beim Leverkusener Biotech-Unternehmen .
Quelle: ntv.de, mmo/rts