Rückrufe auch in anderen Ländern Massentausch von Kreditkarten
20.11.2009, 07:09 UhrDer Austausch von Kreditkarten wegen eines Datenangriffs in Spanien nimmt immer größere Dimensionen an. Ein Sprecher der Kreditkartenorganisation Visa bestätigte, dass nun auch Banken in Österreich, Finnland und Schweden Karten tauschen. Die deutschen Banken verlangen von Visa und Mastercard eine finanzielle Beteiligung an dem materiellen und "imagemäßigen" Schaden.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen wollte er aber keine weiteren Einzelheiten nennen. Aus der Rückkoppelung mit den deutschen Instituten wisse Visa, dass es nur in sehr wenigen Fällen zu Schäden gekommen sei. Die deutschen Banken und Sparkassen haben in den vergangenen Wochen hunderttausende Karten aus Sicherheitsgründen ausgetauscht.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner verlangte von den Geldinstituten höhere Sicherheitsstandards bei Kreditkarten. "Ich fordere die Banken auf, schnellstens alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit Kreditkartenzahlungen wieder sicher sind", sagte Aigner der "Passauer Neuen Presse". Die Zahlungssysteme müssten so organisiert werden, "dass Missbrauchsfälle so weit wie möglich ausgeschlossen sind und die Nutzer nicht geschädigt werden".
Bislang keine Schäden in Deutschland
Nach Angaben des Zentralen Kreditausschusses (ZKA) ist der Kreditkarten-Austausch hierzulande bereits weitgehend abgeschlossen. Die bisher größte Aktion dieser Art war angelaufen, nachdem Kundendaten gestohlen wurden - vermutlich bei einem spanischen Abrechnungsdienstleister. Mit den Daten hat es Kunden zufolge zumindest Betrugsversuche gegeben. Dem ZKA und dem Bundeskriminalamt sind bislang aber nach eigenen Angaben noch keine Schäden bekannt.
Die deutsche Kreditwirtschaft habe auf die Warnmeldungen von Visa und Mastercard am 4. November umgehend reagiert, berichtete der Kreditausschuss. Die Bankkunden seien daraufhin sofort informiert worden. Die Organisation wies damit Vorwürfe von Verbraucherschützern zurück, die Kunden nicht umfassend aufgeklärt zu haben.
"Wer als Kunde in den kommenden Tagen kein Schreiben mehr erhält, ist auch nicht betroffen", sagte ZKA-Sprecherin Melanie Schmergal. Die Verbraucher sollten sich nicht sorgen, weil Schäden in jedem Fall übernommen würden. Die Kunden haften dafür nicht. Bis zum Eintreffen der neuen Karten können die alten weiterbenutzt werden. Alle Banken und Sparkassen hätten die Überwachung der betroffenen Karten deutlich verschärft, so dass eventueller Missbrauch eingeschränkt werde. Die Banken kostet die Umtauschaktion pro Karte zwischen 5,0 bis 10,0 Euro.
Die Kreditkartenunternehmen verweigern weiterhin genauere Informationen zu dem Datenleck. "Wir wollen unsere laufenden Ermittlungen nicht gefährden", sagte auch Mastercard-Sprecher Thorsten Klein.
Wer kommt für den Schaden auf?
Die deutschen Banken verlangen unterdesen von Visa und Mastercard eine finanzielle Beteiligung an den Schäden, die durch den Sicherheitsskandal entstanden sind. Außerdem kritisierten die Institute die mangelhafte Kommunikationspolitik beider Unternehmen in den vergangenen Tagen. Dies geht aus einem Schreiben des Zentralen Kreditausschusses (ZKA) an die Kreditkartenriesen hervor, das dem "Handelsblatt" vorliegt. Im ZKA sind die Verbände von Sparkassen, Genossenschaftsbanken und privaten Banken vertreten.
Das Schreiben belegt, wie verärgert die Banken darüber sind, dass in der Öffentlichkeit allein sie für den Sicherheitsskandal verantwortlich gemacht wurden. "Wir halten es angesichts der hohen Sicherheitsphilosophie und -aufwendungen der deutschen Kreditkartenemittenten unter anderem für die Chipausstattungen ihrer Karten nicht mehr länger für hinnehmbar, sowohl materiell als auch imagemäßig für die Versäumnisse anderer, am internationalen Mastercard-System Beteiligter in anderen Ländern einstehen zu müssen, heißt es laut "Handelsblatt" in dem Schreiben. "Wir bitten daher insbesondere auch um kurzfristige Mitteilung, wie gegenüber den deutschen Kartenemittenten die Erstattung der ihnen entstandenen erheblichen Schäden erfolgen wird."
Quelle: ntv.de, dpa