Wirtschaft

Chefvolkswirt gegen Transferunion Mayer lehnt Euro-Bonds ab

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Mayer vergleicht die Eurozone mit einer GmbH. "Über die Limits der Haftung wird jetzt diskutiert. Dass wir unseren Einsatz erhöhen müssen, daran besteht kein Zweifel", sagt er mit Blick auf den "Pakt für den Euro".

Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank

Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, sieht auch nach dem "Pakt für den Euro" kein solides Fundament für die Gemeinschaftswährung. "Das grundlegende Problem der Vereinbarungen ist, dass sie für eine zukünftige Schuldenkrise gemünzt sind, aber offen lassen, was mit den in der Vergangenheit angehäuften Schuldenbergen geschehen soll, wenn der Markt eine weitere Finanzierung verweigert", sagte Mayer dem "Handelsblatt".

Eine dauerhafte Basis, auf der die Währungsunion stehen könne, sei damit noch nicht geschaffen. "Bislang haben wir nur Übergangslösungen und das spüren auch die Märkte", ergänzte der Volkswirt.

Auf die Frage, ob der "Pakt für den Euro" bereits den Eintritt in eine Transferunion bedeutet, sagte der Chefvolkswirt: "Nein, wir befinden uns in einer Art GmbH, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung füreinander. Wir haben festgestellt, dass die Gesellschaft mit Null-Haftung nicht funktioniert. Über die Limits der Haftung wird jetzt diskutiert. Dass wir unseren Einsatz erhöhen müssen, dass wir mehr Kapital in die GmbH einbezahlen müssen, daran besteht kein Zweifel." Aber wenn jetzt die Möglichkeit eines geordneten Insolvenzverfahrens unter Beteiligung des Staatssektors geschaffen werde, dann bliebe der Charakter der EWU als GmbH erhalten.

Die Entscheidung der Euro-Partner, dass der neue Rettungsfonds (ESM) keine Staatsanleihen am Markt aufkaufen darf hält Mayer für richtig. Er fordert jedoch, dass der jetzige Rettungsfonds EFSF sehr wohl Anleihen am Sekundärmarkt aufkaufen solle. Denn für die Übergangszeit bis 2013 bräuchten wir dringend eine Lösung. "Wir brauchen eine Brücke, denn die Schuldenkrise ist ja da."

Mayer gegen Euro-Bonds

Vor der Einführung eines Euro-Bonds warnt Mayer allerdings. "Mit der Euroanleihe befänden wir uns in einer Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung, der Transferunion", sagte Mayer. Der deutsche Steuerzahler könne nicht für Entscheidungen im griechischen Parlament haften.

Hinter diesen Bonds würden alle Länder der Eurozone stehen – die Euro-Bonds hätten also in etwa den Durchschnittszinssatz der Eurozone. Staaten mit geringer Kreditwürdigkeit bekommen über die Bonds die Möglichkeit, zu niedrigeren Zinsen neue Kredite aufzunehmen.

Deutschland lehnt diese Bonds vehement ab und sieht vor allem zwei Probleme: Erstens müsste die Bundesrepublik durch die Euro-Anleihen selber höhere Zinsen zahlen, wenn sie sich Geld leiht. Bislang zahlt sie angesichts ihrer Top-Bonität die niedrigsten Zinsen der Eurozone. Zweitens befürchtet die Bundesregierung, dass hoch verschuldete Schuldenstaaten durch Euro-Bonds den Anreiz verlieren, ihre Haushaltspolitik zu ändern.

In Griechenland hält Mayer eine Umstrukturierung für unvermeidlich. "Ich fürchte, das Land hat kein Liquiditäts-, sondern ein Solvenzproblem. Hier werden wir zumindest um eine weiche Schuldenrestrukturierung wohl nicht herumkommen", sagte er.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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