Wirtschaft

BER-Eröffnung in Häppchen Mehdorn sieht viele Wege

Will sich nicht auf einen einzigen Lösungsweg festnageln lassen: Hartmut Mehdorn.

Will sich nicht auf einen einzigen Lösungsweg festnageln lassen: Hartmut Mehdorn.

(Foto: dpa)

In einer Nacht sollte der Berliner Flughafenbetrieb von Tegel nach Schönefeld umziehen. Das war der Plan im Juni 2012. Daraus wurde bekanntlich nichts. Während die Eröffnung des BER immer noch auf sich warten lässt, denkt Flughafenchef Mehdorn laut über neue Lösungswege aus dem Chaos nach. Beispielsweise über eine stufenweise Inbetriebnahme.

Der neue Hauptstadtflughafen könnte auch stufenweise in Betrieb gehen. "Es gibt immer sieben Wege, die nach Rom führen", sagte Flughafenchef Hartmut Mehdorn in Schönefeld. "Wir denken über alles nach." Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck als Aufsichtsratschef deutete an, sich gegen eine etwas längere Öffnung des Flughafens Tegel nicht zu sperren.

Einen Beschluss über eine Teilinbetriebnahme gebe es aber nicht, hob Mehdorn hervor. Oberstes Ziel sei es, den Flughafen zügig fertigzustellen. Dafür gibt es noch keinen Termin. Vor der geplatzten Eröffnung im Juni 2012 war geplant, in einer Nacht von Tegel und Schönefeld zum Neubau umzuziehen und die Altflughäfen zu schließen.

Bei einem stufenweisen Umzug müssten auch die Fluggesellschaften mitziehen, räumte Mehdorn ein. Dort wird die Variante kritisch gesehen. Müsste sich eine Airline auf zwei Flughäfen verteilten, entstünden zusätzliche Kosten. Widerstand sei möglich, wenn ein Unternehmen nach Schönefeld umziehe, während andere noch am innenstadtnahen Flughafen Tegel bleiben dürften, hieß es in den vergangenen Tagen aus Airline-Kreisen.

Eine Stadt, zwei Flughäfen

Mehdorn fordert seit seinem Amtsantritt, den Flughafen Tegel dauerhaft offen zu halten. "Eigentlich hat jede Hauptstadt dieser Welt mindestens zwei Airports", erneuerte er seine Forderung. Bislang ist festgelegt, dass Tegel spätestens sechs Monate nach der Eröffnung des Hauptstadtflughafens schließen muss. Gefragt nach einer Verlängerung über das halbe Jahr hinaus, sagte Platzeck: "Wir werden über ein, zwei, drei Monate miteinander reden müssen, können, vielleicht - das wird die Zeit zeigen."

"Wenn wir eine Hilfestellung brauchen, um zu einem sinnvollen Eröffnungstermin und Eröffnungsprozedere zu kommen für Schönefeld, dann werden wir alles ausschöpfen, was möglich ist und geht", ergänzte Platzeck. Aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen könne er es sich aber weiterhin nicht vorstellen, Tegel dauerhaft parallel zum neuen Flughafen weiter zu betreiben.

Der brachliegende Hauptstadtflughafen in Berlin soll so schnell wie möglich den Betrieb aufnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der neue Flughafenchef Hartmut Mehdorn einen Gang höher geschaltet. Nur wenige Wochen nach seiner Ernennung rief er das Beschleunigungsprogramm "Sprint" aus, verändert Strukturen und sucht neue Verantwortliche. "Wir geben jetzt Gas", ist das Motto des ehemaligen Bahnchefs. Ungewiss ist aber weiterhin, wann die ersten Flieger auf dem Großflughafen Willy Brandt starten und landen werden.

Alles auf Start

"Wir machen jetzt einen Neuanfang an vielen Stellen des Unternehmens", sagte Mehdorn nach einer Sitzung des Aufsichtsrats. Personelle und organisatorische Veränderungen sollen die Inbetriebnahme des Flughafens beschleunigen. Oberster Sprinter wird Mehdorn selbst. Er leitet das Rettungsprogramm, in dem alle Prozesse gebündelt werden.

Der bisherige Geschäftsführer des Flughafens Paderborn/Lippstadt, Elmar Kleinert, wird zukünftig den Betrieb auf den Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel leiten und später auch auf dem geplanten Großflughafen BER. Kleinert arbeitete nach Angaben der Flughafengesellschaft zuvor unter anderem bei Lufthansa und war für die Berliner Flughafengesellschaft als Verkehrsleiter des Flughafens Tegel tätig. Medienberichten zufolge war er auch als Kandidat für den Geschäftsführerposten der Flughafengesellschaft im Gespräch, bevor Mehdorn diesen schließlich Anfang März übernahm.

Der Aufsichtsrat verabschiedete zudem einen angepassten Wirtschaftsplan 2013. Danach sollen die Gesellschafter im laufenden Jahr 650 Mio. Euro zahlen. Bislang waren mit Blick auf die bereits vor vielen Wochen verschobene Eröffnung am 27. Oktober 2013 noch 900 Mio. Euro vorgesehen. Der Hauptstadtflughafen soll einen Finanzgeschäftsführer erhalten. In den nächsten Tagen werde ein Vorstellungsgespräch geführt. Bewerbernamen verriet Platzeck nicht. "Ich bleibe dabei, dass ein bisschen Weiblichkeit der Geschäftsführung gut tun könnte." Nach Informationen des "Tagesspiegels" soll die frühere Finanzchefin des Hamburger Flughafens, Heike Fölster, den Posten übernehmen. Fölster ist derzeit Vize-Chefin des Dienstleistungskonzerns Germanischer Lloyd und als solche für Finanzen und Controlling zuständig.

Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Bundesrepublik Deutschland. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer rechnet früheren Angaben zufolge damit, dass der neue Flughafen erst 2015 ans Netz geht. Viele Baumängel haben dazu geführt, dass die Eröffnung bereits vier Mal verschoben wurde.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/AFP

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