"Traummargen" in Sicht Merck erhöht Prognose
29.07.2010, 13:03 UhrDer ansonsten eher für zurückhaltende Ausblicke bekannte Pharma- und Chemiekonzern hebt seine Gesamtjahresziele nach einem erfolgreichen Halbjahr nun doch kräftig an. Traummargen erwartet Merck vor allem in der Flüssigkristallsparte. An der Börse wird ein regelrechtes Kursfeuerwerk abgebrannt.

"Alle Zeichen stehen auf Fortsetzung des Aufwärtstrends": Der Vorstandsvorsitzende des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck, Karl-Ludwig Kley.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck ist in Feierlaune. Die anhaltende Erholung im Chemiegeschäft hat zu einem kräftigen Gewinnsprung geführt. Der Dax- Konzern schraubte seine Prognose für 2010 zum zweiten Mal in diesem Jahr nach oben.
"Die erfreulichen Ergebnisse des zweiten Quartals mit Gesamterlösen von über zwei Mrd. Euro belegen, dass das erste Quartal kein einmaliger Ausreißer nach oben war, sondern den Kurs für das Gesamtjahr anzeigte", sagte Unternehmenschef Karl-Ludwig Kley in einer Mitteilung.
Für 2010 erwartet das Familienunternehmen nun, die Gesamterlöse der Merck-Gruppe einschließlich Millipore um 21 Prozent und das operative Ergebnis um 90 Prozent zu steigern. Mitte Juli hatte Merck die Übernahme des US-Unternehmens für 5,2 Mrd. Euro abgeschlossen.
Aufwärtstrend ungebrochen
Im Halbjahresvergleich stieg das Ergebnis nach Steuern in den ersten sechs Monaten 2010 um 124,3 Prozent auf 381,5 Mio. Euro. Die Gesamterlöse nahmen um 14,3 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro zu. Im zweiten Quartal erzielte Merck beim Ergebnis nach Steuern ein Plus von 70 Prozent auf 187 Mio. Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 184,5 Mio. auf 326,2 Mio. Euro. Beim Umsatz verbuchte das Unternehmen ein Wachstum auf 2,2 Mrd. Euro nach 1,9 Mrd. Euro im Vorjahr.
Nach den erfreulichen Zahlen für das erste Halbjahr zeigt sich das Management zuversichtlich, dass die zweite Jahreshälfte die erste noch übertreffen wird.
Flüssigkristallsparte brummt
Insbesondere die hohe Nachfrage nach Flüssigkristallen für Flachbildschirm-Fernseher soll in dieser Sparte für hohe Umsatzmargen sorgen. Die Umsatzrendite, die im ersten Halbjahr auf 50,3 (Vorjahr: 20,1) Prozent kletterte, werde 2010 vermutlich auf rund 54 Prozent steigen, sagte Merck-Finanzchef Michael Becker in einer Telefonkonferenz. "Die Marge macht mich fast ein bisschen verlegen, weil ich vor einiger Zeit gesagt habe, dass wir die Traummarge von 50 Prozent wohl nicht mehr erreichen werden."
Für eine Abkühlung der Nachfrage nach Flachbildschirmen sieht Becker keine Anzeichen. Die Fernsehhersteller LG Display und AU Optronics hatten kürzlich vor einer schwächeren Nachfrage in den kommenden Monaten gewarnt. Becker sagte, Merck habe von seinen Kunden keine derartigen Signale erhalten.
Krsisenspuren bei Pharma
Die Schuldenkrise in Europa und den Sparkurs vieler Regierung werde Merck wohl nur in seiner Pharmasparte spüren, erklärte Becker. Die Belastungen durch die Gesundheitsreformen in verschiedenen Ländern seien in der erhöhten Prognose für 2010 allerdings bereits eingerechnet.
2009 verbuchte Merck wegen Abschreibungen im Pharmageschäft einen Einbruch beim operativen Ergebnis um 43 Prozent auf 649 Mio. Euro. Der Gewinn nach Fremdanteilen stagnierte mit 366,3 Mio. Euro fast auf Vorjahresniveau. Der Umsatz kletterte um 2,1 Prozent auf 7,747 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, rts/dpa