Wirtschaft

Auf den Geschmack gekommen Merck steht auf Bonds

Der Weg an den Anleihenmarkt erweist sich für den Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck nicht nur als gangbar, sondern offenbar auch als recht bequem. Nach einem erfolgreichen Einstieg plant das Unternehmen weitere Schritte.

Tablettenproduktion in Lyon.

Tablettenproduktion in Lyon.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck will nach der erfolgreichen Platzierung einer milliardenschweren Euro-Anleihe vor wenigen Tagen weitere Bonds begeben. "Merck hat ein Rahmenprogramm über zehn Milliarden Euro", sagte Finanzchef Michael Becker in einem Interview der "Börsen-Zeitung". "Unter diesem Programm werden wir regelmäßig als Emittent am Bondmarkt auftreten."

Merck hatte sich in der vergangenen Woche über die Anleihe in drei Tranchen insgesamt 3,2 Mrd. Euro bei Investoren besorgt. Die Mittel sollen zur Teilfinanzierung der Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore verwendet werden, für den der Konzern 5,3 Mrd. Euro zahlt. Außerdem sicherte sich Merck dafür einen Brückenkredit über 4,2 Mrd. Euro in drei Tranchen.

Druck von der Ratingagentur

Becker geht davon aus, dass Merck dank der Anleihe gut die Hälfte der Kreditlinie gar nicht ziehen muss, wie er der Zeitung weiter sagte. "Mindestens 2,2 Mrd. Milliarden Euro wollen wir durch den Bond ersetzen." Dadurch erhalte sich der Konzern auch nach der Übernahme finanzielle Flexibilität.

Der Schuldenabbau habe in den kommenden Jahren Priorität, betonte der Finanzchef. Anders als bei der Serono-Übernahme plane Merck aber keine Verkäufe von Unternehmensaktivitäten oder eine Kapitalerhöhung, um die Rückführung der Verbindlichkeiten zu beschleunigen. "Langfristig streben wir auch wieder ein A-Rating an", sagte Becker. Die Ratingagentur S&P hatte die Bewertung der Bonität von Merck nach Bekanntgabe der Millipore-Übernahme von "A-" auf "BBB+" zurückgenommen.

Am Aktienmarkt standen dagegen zunächst die praktischen Geschäftsperspektiven im Vordergrund. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, ein klinisches Studienprogramm für den Krebs-Impfstoff Stimuvax zeitweise auszusetzen. In einer Studie mit dem Mittel war ein Patient an einer Gehirnentzündung erkrankt. Die Entscheidung sei mit der US-Aufsichtsbehörde FDA abgestimmt.

Zu dem Nebenwirkungsfall kam es den Angaben zufolge bei einem Patient, der an einer explorativen klinischen Studie der Phase II mit dem therapeutischen Krebsimpfstoff bei Patienten mit Multiplem Myelom, einer Form des Knochenmarkkrebses, teilnahm. Von der Aussetzung sind jedoch auch drei Phase-III-Studien betroffen. Arzneimittelkandidaten müssen vor einem Zulassungsantrag drei klinische Phasen durchlaufen. Ein Sprecher erklärte, es gebe noch keinen Zeitplan für die weitere Vorgehensweise und eine eventuelle Wiederaufnahme der Studie.

An der Börse fielen Merck-Aktien vorbörslich um 2,6 Prozent. "Das ist ein weiterer Rückschlag für Merck", sagte ein Händler. In den vergangenen Monaten hatte sich bereits die europäische Arzneimittelbehörde EMEA gegen eine Zulassung des Mittels Erbitux zur Behandlung von Lungenkrebs ausgesprochen. In den USA wurde der Zulassungsantrag für die Tablette Cladribin zur Therapie von Multipler Sklerose nicht akzeptiert.

Quelle: ntv.de, rts

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