Wirtschaft

Arbeitsplätze vor Lohnerhöhung? Metaller gegen Dienstleister

Die beiden größten deutschen Gewerkschaften ziehen in den kommenden Tarifrunden nicht an einem Strang. Während die IG Metall einen Verzicht auf hohe Einkommensforderungen ankündigt, will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi trotz der Wirtschaftskrise Lohnerhöhungen durchsetzen.

Deutschland 2009: Die einen kämpfen um ihren Arbeitsplatz, die anderen um eine Lohnerhöhung. Im Bild demonstrieren Mitarbeiter der Volkswerft in Stralsund Anfang September für den Erhalt der Schiffbaubetriebe in Norddeutschland.

Deutschland 2009: Die einen kämpfen um ihren Arbeitsplatz, die anderen um eine Lohnerhöhung. Im Bild demonstrieren Mitarbeiter der Volkswerft in Stralsund Anfang September für den Erhalt der Schiffbaubetriebe in Norddeutschland.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Lohnverzicht ist in einer Zeit, in der wir uns am Rande einer Deflation bewegen, der falsche Weg", stellte dagegen Verdi-Chef Frank Bsirske kategorisch fest. "Zudem gibt es auch Branchen wie den Energiebereich, die gute Gewinne machen. Für uns bleibt der Ausgleich von Preissteigerung und Produktionszuwachs der Maßstab."

Bsirske widersprach damit IG-Metall-Chef Berthold Huber. Dieser hatte gesagt, mit der klassischen Formel für Tarifverhandlungen, die sich aus Inflation und Produktivität zusammensetze, werde man diesmal nicht weiterkommen. Die IG Metall plane keine Lohnforderungen im üblichen Sinn, sondern werde die Priorität auf den Erhalt von Arbeitsplätzen legen.

Bemerkenswert realistisch

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt freute sich über die Haltung der Metallgewerkschaft. "Aus den Äußerungen von Herrn Huber spricht ein bemerkenswerter Realismus", kommentierte Hundt in der Zeitung "Die Welt" die Haltung der Metaller. In weiten Bereichen der Wirtschaft gebe es kaum Verteilungsspielräume. Nach wie vor kämpften viele Unternehmen um ihre Existenz.

Die IG Metall ist im Deutschen Gewerkschaftsbund die größte Organisation mit 2,30 Millionen Mitgliedern. Bei Verdi waren zum Jahresende 2008 2,18 Millionen Menschen organisiert.

Auch der Arbeitgeberpräsident weiß: Die Lage in den Branche stellt sich in der Tat sehr unterschiedlich dar.

Auch der Arbeitgeberpräsident weiß: Die Lage in den Branche stellt sich in der Tat sehr unterschiedlich dar.

(Foto: REUTERS)

Auch die drittgrößte Gewerkschaft - Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mit rund 701.000 Mitgliedern - will in den nächsten Tarifverhandlungen den Erhalt von Jobs in den Vordergrund rücken, sagte Vorstandsmitglied Peter Hausmann der Zeitungsgruppe "WAZ".

Die Lage in den Branchen sei allerdings sehr unterschiedlich. "Es gibt Betriebe, denen es schon wieder gut geht, andere stecken noch in großen Schwierigkeiten", sagte Hausmann. Die Forderungen für die Chemie-Tarifrunde 2010 will die IG BCE am 23. November beschließen.

Quelle: ntv.de, dpa

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