Wirtschaft

Warenhausehe auf "Eis" Metro-Chef blitzt ab

Nach dem Insolvenzantrag des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor werden die Karten im Poker um eine Warenhaus-Allianz möglicherweise neu gemischt. Die Gespräche mit dem Kaufhof-Eigner Metro lägen weiter auf Eis, sagte ein Arcandor-Sprecher. Offen ist bislang, ob sie wieder aufgenommen werden: "Sollten wir im Rahmen des Insolvenzverfahrens zu dem Ergebnis kommen, dass ein Verkauf von Karstadt oder eine Partnerschaft sinnvoll sein kann, wäre die Metro ein möglicher Gesprächspartner", sagte der Sprecher. Doch zunächst müsse die Lage konkret bewertet werden. Metro signalisierte unterdessen weiter Gesprächsbereitschaft.

Arcandor hatte am Montag Gespräche über eine Deutsche Warenhaus AG unterbrochen, nachdem die Bundesregierung Staatshilfen abgelehnt hatte. Mit den öffentlichen Mitteln hätte der Touristik- und Handelskonzern nach eigener Aussage die Insolvenz abwenden können. Nachdem Arcandor die von der Regierung geforderten weiteren Zugeständnisse von Eignern, Banken und Vermietern nicht erzielen konnte, um doch noch Staatshilfe zu erhalten, stellte der Konzern dann am Dienstag beim Amtsgericht in Essen Insolvenzantrag.

Zusammen mit dem Insolvenz-Experten Horst Piepenburg, den der Vorstand zum Generalbevollmächtigten bestellte, überarbeitet das Management nun seinen Sanierungsplan. Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hatte deutlich gemacht, dass er den Konzern mit seinen drei Säulen Warenhaus, Versandhandel und Touristik "als Ganzes" erhalten will. Die Restrukturierung werde unter der Insolvenz sogar schneller umgesetzt werden können. Arcandor strebt ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverantwortung an. Ziel eines solchen Verfahrens ist es, das Unternehmen in wesentlichen Teilen zu erhalten. Mit dem Insolvenzgeld von 250 Millionen Euro im Rücken gebe es neuen Spielraum, hatte Piepenburg gesagt. Die Gehälter sind dadurch bis Ende August gesichert.

Tausende Mitarbeiter bangen

Metro-Chef Cordes ist nicht auf Schnäppchen aus.

Metro-Chef Cordes ist nicht auf Schnäppchen aus.

(Foto: AP)

Nach dem Schock durch den Insolvenzantrag haben die Beschäftigten von Arcandor den Kampf um ihre Arbeitsplätze aufgenommen. Insgesamt bangen 43 000 Mitarbeiter um ihre Stellen, mit Aktionen in mehreren Städten machten sie Druck auf die Verantwortlichen. In der Essener Arcandor- Zentrale hat ein Team von Insolvenzexperten die Arbeit aufgenommen, Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sagte Unterstützung zu. Das Arbeitsministerium und die Bundesagentur für Arbeit (BA) wollten nach Kräften dabei helfen, die Arbeitsplätze zu sichern. In der großen Koalition in Berlin war es zuvor zu einem heftigen Streit über das bislang größte deutsche Insolvenzverfahren gekommen.

SPD-Kanzlerkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier warf Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor, immer nur Insolvenzen zu verfolgen, während Arbeitsminister Scholz für Arbeit kämpfe. Bauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) mahnte ein gemeinsames Vorgehen der Regierung in solchen Fällen an - der Streit belaste die Koalition. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versuchte, den Streit zu schlichten. "Aber ich glaube, dass der eingeschlagene Weg für Arcandor sehr, sehr viele Chancen auch für die Beschäftigten beinhaltet", sagte sie.

Filetierung nicht ausgeschlossen

Während sich die Verantwortlichen in Essen Gedanken machen, wie der Konzern als Ganzes saniert werden kann, bringen sich bereits Interessenten für Unternehmensteile in Stellung. So bekräftigte die Metro ihre Bereitschaft, weiter über ihr Konzept, das die Übernahme von etwa 60 der 89 Karstadt-Filialen vorsieht, sprechen zu wollen. Metro-Chef Eckhard Cordes betonte, er spekuliere nach dem Insolvenzantrag nicht auf einen Schnäppchen-Preis. Es solle ein "fairer Kaufpreis" gezahlt werden, sagte er im ZDF. Zugleich machte er deutlich, dass er mittelfristig einen Börsengang oder einen Verkauf des möglichen neuen Kaufhauskonzerns für möglich halte. Einen Bericht des "Handelsblatt", wonach der italienische Warenhaus-Unternehmer Maurizio Borletti ein Interessent dafür wäre, wies ein Metro-Sprecher am Mittwoch aber zurück.

Einen Bericht der "Welt", wonach sich Arcandor zunächst nur von 51 Prozent des Warenhaus-Portfolios trennen wolle und der Minderheitsanteil dann zu einem späteren Zeitpunkt abgegeben werden könne, wies der Arcandor-Sprecher zurück. Der vorläufige Insolvenzverwalter sei erst 24 Stunden an Bord. Es gebe überhaupt keine Festlegungen.

Für die Versandhandelsparte Primondo rund um die Traditionsmarke Quelle gibt es Regierungskreisen zufolge mehrere Interessenten aus dem In- und Ausland. Interesse hatte etwa Konkurrent Otto gezeigt, ebenso wie an den Sporthäusern von Karstadt. Auf die Reisetochter Thomas Cook, die fast 60 Prozent zum Konzernumsatz und annähernd 90 Prozent zum operativen Ergebnis beiträgt, hat die Rewe-Gruppe ein Auge geworfen. Seine Mehrheitsbeteiligung verpfändete Arcandor an die Banken. Cook ist von der Insolvenz ebenso unberührt wie die Spezialversender von Primondo und der TV-Shopping-Sender HSE 24.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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