Nebenwirkungen der US-Geldpolitik Michelin spürt den Dollar-Sog
11.02.2014, 11:11 Uhr
Hochleistungsgummi: Spezial-Pneus von Michelin für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
(Foto: REUTERS)
In der Bilanz des französischen Reifenriesen Michelin hinterlassen die Turbulenzen in den Schwellenland-Währungen schwelende Bremsspuren. Die Fahrtstrecke wird rutschig, der Jahresgewinn bricht um rund 25 Prozent ein.

Verantwortlich für die Konzernstrategie: Michelin-Chef Jean-Dominique Senard (hier rechts im Bild).
(Foto: REUTERS)
Die wilden Währungsschwankungen im Umfeld der geldpolitischen Exit-Bemühungen in den USA schlagen mehr und mehr auf die Ergebnisse der stark im Außenhandel exponierten Unternehmen durch. Im Fall von Michelin - einem der größten Reifenhersteller weltweit - haben die Turbulenzen in den Schwellenländern das Ergebnis erheblich belastet. Bei der Vorlage der Jahresbilanz warnte der französischen Konzern Anleger vor künftigen Beeinträchtigungen.
Im vergangenen Jahr sei der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Viertel auf 1,1 Milliarden Euro gesunken, teilte Michelin mit. Der Konzern sei aber auf Kurs, seine mittelfristigen Geschäftsziele für 2015 zu erreichen, sagte Michelin-Chef Jean-Dominique Senard. Dies gelte allerdings nur auf der Basis der Wechselkurse von 2012. Bereits im Oktober hatten die Franzosen wegen der hohen Währungsverluste in Schwellenländern die Gewinnprognose für 2013 gekappt.
Michelin zählt zu den weltweit aktiven Zuliefer-Schwergewichten der Automobilindustrie. Als Reifenhersteller ist das Unternehmen, das unter anderem mit bekannten Namen wie Pirelli, Goodyear oder Continental konkurriert, auf Rohstofflieferungen aus Schwellenländer angewiesen. Währungseffekte machen sich dabei nicht nur beim Ankauf von Kautschuk und Mineralölprodukten bemerkbar, sondern auch beim Verkauf von Reifen in den unterschiedlichen Währungsräumen der breit verteilten Zielmärkte.
Pkw-Flaute in Europa
Dazu kommen die bekannten Absatzprobleme im europäischen Pkw-Geschäft. Insbesondere die anhaltende Schwäche in Frankreich bereitet Branchenkennern Sorgen. Um die düsteren Aussichten im Heimatmarkt auszugleichen, treibt Michelin eine zwei Milliarden Euro schwere Expansion in aufstrebenden Wirtschaftsregionen voran.
Hier schlugen die Wechselkursturbulenzen besonders hart ins Kontor: Michelin ist unter anderem in Staaten wie Argentinien oder Brasilien aktiv. Dort brachen die Wechselkurse in den vergangenen Monaten teils heftig ein - unter anderem weil Investoren mit dem absehbaren Ende der großen Geldflut in den USA in großen Mengen Kapital abziehen. Mehrere große Zentralbanken versuchen, sich mit Zinserhöhungen gegen den Verfall ihrer jeweiligen Landeswährungen zu stemmen.
Klare Vorgaben für 2014
In Europa machten Michelin zudem Preisnachlässe angesichts der schwächelnden Nachfrage zu schaffen. Zusammen mit den Währungseffekten drückte dies den Umsatz um 5,7 Prozent auf 20,25 Milliarden Euro. In diesem Jahr rechnet Michelin wieder mit einem Umsatzplus von 3 Prozent. Vor allem in den Schwellenländern werde die Nachfrage nach Reifen weiter zügig anziehen, hieß es. Ähnlich optimistisch hatten sich zuletzt Analysten der UBS geäußert.
Im kommenden Jahr peilt der Konzern einen Betriebsgewinn von 2,9 Milliarden Euro und eine Kapitalrendite von mehr als 10 Prozent an. Die Sparte Autoreifen soll dann eine Gewinnspanne von 10 bis 12 Prozent erzielen, Nutzfahrzeugreifen sieben bis neun Prozent und Spezialreifen wie etwa für Bergbaufahrzeuge, Sportwagen, Flugzeuge und Militärgerät 20 bis 24 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/rts