Bouygues im Visier Milliardär Drahi bastelt sich sein Imperium
21.06.2015, 14:26 Uhr
Der Milliardär Patrick Drahi ist offenbar auf Shopping-Tour.
(Foto: REUTERS)
Kabelanbieter und Mobilfunk-Rivalen: In Frankreich strebt Telekomkonzern Numericable-SFR eine Ausweitung seiner Macht an. In den Fokus rückt dabei ein Konkurrent. Die Politik ist alarmiert. Der Deal hätte eine nette Pointe.
Der zweitgrößte französische Telekomkonzern Numericable-SFR will einem Zeitungsbericht zufolge für zehn Milliarden Euro den Mobilfunkrivalen Bouygues kaufen. Milliardär Patrick Drahi, der starke Mann beim Kabelkonzern Altice, zu dem Numericable-SFR gehört, habe die Offerte vor rund zehn Tagen vorgelegt, berichtete das Sonntagsblatt "Le Journal du Dimanche". Die Führung von Bouygues Telecom wolle am Dienstag darüber beraten. Die Unternehmen waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Die französische Regierung kritisierte die Pläne. "Es ist nicht der Zeitpunkt für opportunistische Fusionen, die im Interesse einiger Menschen, aber nicht im Interesse der Öffentlichkeit sind", sagte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. Andere Zusammenschlüsse in Europa hätten "negative" Auswirkungen gehabt. Anstelle von Konsolidierungen müssten Jobs, Investitionen und ein besserer Kundendienst Priorität haben.
Seit Monaten Spekulationen um Sparte
Um die defizitäre Mobilfunksparte des Mischkonzerns Bouygues ranken sich seit Monaten Übernahmespekulationen. Das Unternehmen hat sich aber mehrfach gegen einen Verkauf ausgesprochen. Seit dem Start des Billiganbieters Iliad vor drei Jahren tobt in der französischen Mobilfunkbranche ein Preiskampf, der die etablierten Konzerne wie Marktführer Orange, Numericable-SFR und Bouygues Telecom unter Spardruck setzt.
Der Medienkonzern Vivendi hatte im Zuge dessen seine Mobilfunksparte SFR 2014 an den Kabelkonzern Numericable verkauft, der davon auch im harten Wettbewerb um Breitbandkunden profitieren will. In dem milliardenschweren Bieterrennen um SFR hatte Bouygues den Kürzeren gezogen.
Durch eine Übernahme würde SFR zum größten Mobilfunkanbieter Frankreichs vor Orange und die Nummer zwei unter den Internetanbietern. Medienmogul Draghi gehören in Frankreich schon Mehrheitsanteile an der Zeitung "Libération" und dem Wochenmagazin "L'Express", ihm gehört überdies der israelische TV-Sender i24 News. Drahi wurde in Medienberichten zuletzt auch ein Interesse an dem US-Kabelriesen Time Warner Cable nachgesagt. Experten zufolge will er ein Imperium aus Kabel- und Mobilfunk-Firmen schmieden.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP