Wirtschaft

Nachspiel für Porsche Milliardenverlust erwartet

Porsche hat keine Option: Hohe Buchverluste drücken den Sportwagenbauer tief in die Miesen.

Porsche hat keine Option: Hohe Buchverluste drücken den Sportwagenbauer tief in die Miesen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach jahrelangen Milliardengewinnen rutscht der Autobauer Porsche vor seiner Eingliederung in den VW-Konzern tief in die roten Zahlen. Das am Freitag zu Ende gehende Geschäftsjahr 2008/09 werde Porsche vor allem wegen der Abwertung seiner Optionen auf VW-Aktien mit einem Vorsteuerverlust von bis zu fünf Milliarden Euro beenden. Auch die erstmalige vollständige Einbeziehung der VW-Mehrheit belaste die Bilanz.

Im vorangegangen Geschäftsjahr hatte Porsche aufgrund von Spekulationsgewinnen und Absicherungsgeschäften im Zusammenhang mit seiner VW-Beteiligung mit 8,6 Mrd. Euro vor Steuern noch mehr Gewinn als Umsatz in seiner Bilanz ausgewiesen. Zuletzt schrieb Porsche Anfang der 90-er Jahre Verluste und hat sich seitdem mit dem Verkauf seiner hochmotorisierten Sport- und Geländewagen zum rentabelsten Autobauer der Welt entwickelt. Mit den Milliardengewinnen erwarb Porsche 51 Prozent der Stimmrechte an VW, scheiterte aber mit dem beabsichtigten Beherrschungsvertrag.

Abwertung vor der Veräußerung

Die Abwertung der Aktienoptionen sei eine Folge der geplanten Veräußerung des Pakets an das Emirat Katar, mit dem schon seit Wochen auch über eine Kapitalbeteiligung gesprochen wird, teilte Porsche mit. Über den Stand der Verhandlungen mit Katar zur Übernahme der VW-Optionen machte Porsche keine Angaben. Außer mit Katar würden auch mit anderen Interessenten Gespräche darüber geführt.

Porsche hatte sich mit den Optionen Zugriff auf gut 20 Prozent VW-Stammaktien zu günstigen Kursen gesichert. Die Stuttgarter können diese Optionen aber aufgrund knapper Kassen nicht ausüben, sondern müssen ihre Schulden von zuletzt mehr als zehn Milliarden Euro deutlich senken, um wieder kreditfähig zu werden. Katar sei weiter Favorit in den Verhandlungen, hieß es bei Porsche. Katar strebe bei Porsche und VW, die sich bis Mitte 2011 zu einem Konzern zusammenschließen wollen, eine Gesamtlösung an.

Porsche bekommt Barmittel frei

Der Buchverlust führt bei Porsche nicht zum Abfluss von Liquidität. Vielmehr kann das Unternehmen nach eigenen Angaben im Zuge des Verkaufs des Optionspakets sogar Barmittel von mehr als einer Mrd. Euro freimachen. Diese sind als Sicherheit für die Optionsgeschäfte hinterlegt. Durch die Minderung des Werts des Optionspakets sinkt nach Angaben einer Person aus dem Porsche-Umfeld die Steuerlast. Vorstellbar sei, dass mit dem Emirat Katar im Gegenzug ein Aufpreis vereinbart werde, den die Araber über eine Kapitalbeteiligung an der Porsche SE wieder einbrächten.

Komplexe steuerliche Fragen und Bewertungen sind auch bei der geplanten Integration von Porsche in den VW-Konzern zu lösen, da die Überführung des Sportwagenbauers Porsche AG in die Muttergesellschaft Porsche Holding SE nach europäischem Recht erst zwei Jahre zurückliegt. Bis sieben Jahre nach einer solchen Vermögensübertragung hält der Fiskus in der Regel die Hand auf. Die Steuerbehörden des Landes Baden-Württemberg und des Bundes stehen bereits wegen des Steuerfalls Porsche bereits in Kontakt.

Porsche-Aktie im Plus

An der Börse standen am Mittwoch vor allem die VW-Stammaktien unter Druck, die vor der Veröffentlichung der VW-Quartalszahlen am Donnerstag um mehr als fünf Prozent auf 241,68 Euro nachgaben. Die Porsche-Vorzüge fuhren kurze Zeit Achterbahn und schlossen 0,8 Prozent höher bei 44,20 Euro. "Niemand hat wirklich angenommen, dass Porsche die VW-Optionen zum aktuellen Kurs von 250 Euro losbekommt", sagte ein Händler. "Stattdessen verkaufen sie sie wahrscheinlich mit einem großen Abschlag." Der buchhalterische Verlust im zu Ende gehenden Geschäftsjahr sollte nicht überbewertet werden, sagte ein zweiter Aktienhändler.

Quelle: ntv.de, nne/rts/dpa

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