US-Steuerbehörde zahlt Belohnung Millionen für UBS-Informanten
12.09.2012, 00:49 Uhr
Genau hingehört: IRS nimmt dank der Tipps von Bradley Birkenfeld Milliarden ein.
(Foto: REUTERS)
Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt. Aber es lohnt sich, wenn man auf der richtigen Seite steht: Ein ehemaliger UBS-Banker liefert der US-Steuerbehörde IRS wichtige Tipps und beschert ihr so eine Milliardensumme. Nun belohnt die IRS ihrerseits den Whistleblower. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.
Millionen für Milliarden: Als Informant für die US-Behörden brachte er die Steueraffäre um die Schweizer Großbank UBS ins Rollen, jetzt hat der frühere Banker Bradley Birkenfeld eine Belohnung erhalten - eine die sich sehen lassen kann. 104 Mio. Dollar (80,8 Mio. Euro) zahlt die US-Steuerbehörde IRS. Das sei die wohl höchste Summe, die jemals ein Tippgeber in den USA erhalten habe, teilte die regierungsunabhängige Organisation National Whistleblower Center mit. Für seine Beteiligung an der systematischen Steuerhinterziehung war Birkenfeld selbst zu einer Haftstrafe von 40 Monaten verurteilt worden.
Die US-Steuerbehörde IRS erklärte in einem vom National Whistleblower Center veröffentlichten Schreiben, sie habe zwar gewusst, dass Amerikaner ihr Geld auf Konten in der Schweiz und anderswo im Ausland versteckt hätten. Doch erst die Informationen von Birkenfeld hätten die Aktionen gegen die UBS ermöglicht.
Millionen für Milliarden
Als Angestellter von UBS hatte Birkenfeld die IRS mit Informationen über Offshore-Konten versorgt, auf denen US-Bürger ihr Vermögen vor dem Fiskus versteckten. Nach einem zähen Rechtsstreit zahlte die Großbank 2009 im Rahmen eines Vergleichs 780 Mio. Dollar an die USA. Außerdem erreichte Washington, dass die UBS trotz des Schweizer Bankgeheimnisses Informationen über Konten von tausenden mutmaßlichen US-Steuersündern liefern musste.
Durch Birkenfelds Aussagen erhielt die IRS dem National Whistleblower Center zufolge mehr als 5 Mrd. Dollar an ausstehenden Steuern und Bußgeldern. Über 35.000 US-Steuerzahler hätten in der Folge an einem Amnestieprogramm für Steuersünder teilgenommen.
Auch zahlreiche andere Banken gerieten ins Visier der US-Justiz und der Steuerfahnder der IRS, darunter die Credit Suisse, die Bank Julius Bär und die Zürcher Kantonalbank. Die Schweizer Regierung knickte unter dem Druck der USA ein und erlaubte im Falle der UBS die Herausgabe von weit mehr als 4000 Namen amerikanischer Kontoinhaber.
Anfang dieses Jahres löste sich sogar das älteste Geldhaus der Eidgenossenschaft faktisch selbst auf, als US-Staatsanwälte drei Kundenberatern Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorwarfen. Die Führung der 1741 gegründeten Privatbank Wegelin & Co. sah darin eine existenzielle Bedrohung und verkaufte den Großteil des Geschäfts.
Birkenfeld als Vorbild?
Birkenfelds Rechtsanwälte würdigten die Belohnung als wichtigen Schritt beim Kampf gegen Steuerbetrug und zur Motivation anderer Whistleblower. Der Ex-Banker hatte sich selbst vor Gericht verantworten müssen, weil er einem kalifornischen Immobilienhändler geholfen hatte, rund 200 Mio. Dollar auf Konten in der Schweiz und in Liechtenstein zu verstecken. Birkenfeld bekannte sich schuldig und wurde im August 2009 verurteilt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP