Frankreichs Industrie lebt auf Minister erklärt Rezession für beendet
23.07.2013, 10:03 Uhr
(Foto: REUTERS)
Das Umfeld gibt eigentlich nicht viel her: Frankreichs Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt, das Haushaltsdefizit ebenso. Einen ersten Hoffnungsschimmer liefert nun die Industrie - und schon bricht in der Regierung um Ministerpräsident Hollande Jubelstimmung aus.
In Frankreich mehren sich die Hinweise auf eine Konjunkturerholung, denn die Stimmung in den Chefetagen der französischen Industrie ist so gut wie seit über einem Jahr nicht mehr. Der Index für das Geschäftsklima legte im Juli um 2 auf 95 Punkte zu, wie das Statistikamt Insee zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Das ist der beste Wert seit Mai 2012. Ökonomen hatten lediglich mit 94 Zählern gerechnet. Das Barometer verharrte allerdings unter seinem langfristigen Durchschnitt von 100 Punkten.
Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt in einer Rezession, nachdem das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge um jeweils 0,2 Prozent geschrumpft ist. Die französischen Verbraucher gaben weniger Geld aus, die Unternehmen investierten weniger, die Exporte fielen.
Rezession ministerlich beendet
Finanzminister Pierre Moscovici erklärte die Rezession für beendet. "Wir müssen jetzt daran arbeiten, den Ausstieg aus der Rezession in eine echte Erholung umzumünzen", sagte er dem Radiosender Europe 1. Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone war zuletzt zwei Quartale in Folge um jeweils 0,2 Prozent geschrumpft. Die Notenbank und Insee sagen für das zweite Vierteljahr ein Wachstum von 0,2 Prozent voraus.
Auch Ökonomen rechnen mit einer Belebung. "Allerdings liegt die Industrieproduktion derzeit noch um zehn Prozent unter dem Niveau von 2008", sagte ING-Experte Julien Manceaux. "Der Weg bis hin zu einer vollständigen Erholung ist deshalb noch sehr lang."
EU-Kommission skeptisch
Die EU-Kommission erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im Gesamtjahr erstmals seit 2009 schrumpfen wird. Mit 0,1 Prozent passiere das aber nur minimal. Gleichzeitig erreichte die Arbeitslosigkeit einen Rekord: Im April wurden 3,26 Millionen Arbeitslose registriert. Der historische Höchststand von Januar 1997 war bereits im März übertroffen worden.
Gleichzeitig kämpft das Land mit einem enormen Haushaltsdefizit. Präsident Francois Hollande rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit von 3,7 Prozent. Ob er dieses Ziel erreicht, ist jedoch ungewiss, da die schwache Konjunktur die Steuereinnahmen nur langsam fließen lässt. Da Steuererhöhungen die Kontraktion der Wirtschaftsleistung noch weiter beschleunigen würde, bemüht sich die Regierung vorrangig um Einsparungen.
Quelle: ntv.de, bad/rts