Wirtschaft

Inside Wall Street Mit "Cheers" zur Kasse

An der Wall Street mögen sich die Experten über den steigenden und fallenden Dollar streiten. Den meisten Amerikanern hingegen ist völlig egal, wie viel Euro, Yen und Pfund es für den Greenback gibt. Ihr Problem: Sie können sich ohnehin nichts mehr leisten. Die Lösung: Viele Städte drucken ihr eigenes Geld, um die lokale Konjunktur anzukurbeln.

Ganz neu ist die Idee nicht: Schon während der Weltwirtschaftskrise gründeten einige amerikanische Regionen ihre eigenen kleinen Wirtschaftssysteme. Seither gab es das allerdings nicht mehr - bis vor einigen Monaten. In tiefer Not greift man eben ganz tief in die Mottenkiste und beliebt die Tricks, die sich früher schon einmal bewährt haben.

So hat die unter der Automobilkrise leidende Stadt Detroit ihre "Detroit Cheers" gedruckt, in einer Kleinstadt in New York gibt es die "Ithaca Hours", in North Carolina kennt man den "Plenty" und im Landkreis Berkshire in Massaschussetts zahlt man außer in Dollar nun auch noch mit "BerkShares".

Das ganze funktioniert so: Die Bürger kaufen die lokalen Noten zu einem Rabatt - in Massachussetts gibt es etwa 100 "BerkShares" für 95 Dollar. In North Carolina gibt es für 9 Dollar ganze 10 "Plenty". Die Noten können in lokalen Geschäften ausgegeben werden, und zwar für alles von Lebensmitteln über Kleidung und Elektronik, zu Büchern und anderen Waren. Damit schlagen die Kommunen zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Verbraucher, die in manchen Regionen unter der hohen Arbeitslosigkeit leiden, bekommen einen kleinen Rabatt, und mehr Geld wird in lokalen Unternehmen ausgegeben.

Die temporär geplanten Mini-Systeme sind unterschiedlich groß. In Detroit haben sich bisher nur drei Banken zusammengeschlossen, die 4500 Dollar in Form von "Cheers" auf den Markt gebracht haben. In Massachussetts sind die "BerkShares" bereits seit 2006 im Umlauf. Seither sind 2,3 Millionen Dollar in die Lokal-Währung getauscht worden, die bei zwölf Banken erhältlich ist und in rund 370 Geschäften ausgegeben werden kann.

Die Regierung und die Steuerbehörden beobachten das Geschehen gelassen. Auf die Umsätze mit unabhängigen Währungen müssen die Unternehmen weiterhin Steuern zahlen - damit stellen die teils recht bunten Noten keine eigene Konjunktur dar, sondern eher ein kreatives Rabatt- oder Bonusspiel. Auch sehen die Noten nicht allzu sehr wie der Dollar aus; sie sind bunter und erinnern eher an europäisches Geld. Verwechslungen mit dem Greenback sind damit ausgeschlossen.

Experten wie Susan Witt, die "BerkShares" gegründet hat, rechnen fest damit, dass in den nächsten Monaten weitere kommunale Währungen entstehen. Man gebe den gebeutelten Verbrauchern mit der wiederbelebten Idee aus der Weltwirtschaftskrise neue Chancen und sähe erste Erfolge.

Quelle: ntv.de

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