Überraschung in Eurozone Moderate Inflation
29.01.2010, 14:35 UhrZinserhöhungen in der Eurozone? In den kommenden Monaten sind sie wohl ausgeschlossen. Der Grund: Die Preise steigen bei weitem nicht so stark wie befürchtet.
Der Preisauftrieb in der Eurozone hat sich zu Jahresbeginn 2010 entgegen den Erwartungen kaum verstärkt. Da der Inflationsdruck nach Einschätzung von Bankvolkswirten auch in den kommenden Monaten moderat bleiben dürfte, gibt es ihrer Einschätzung nach ausreichend Spielraum für die Europäische Zentralbank (EZB), die Wende in der Geldpolitik noch eine Weile hinauszuzögern.
Wie Eurostat im Rahmen einer Vorabschätzung mitteilte, stiegen die Lebenshaltungskosten - gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) - im Januar um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg der Teuerungsrate auf 1,3 Prozent erwartet. Im Dezember hatte die Rate bei 0,9 Prozent gelegen.
Rückgang in Deutschland
In Deutschland ist die Jahresteuerung im Januar ebenfalls unerwartet gering geblieben. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch auf Basis vorläufiger Berechnungen mitgeteilt hatte, ging die HVPI-Jahresinflation in der größten Volkswirtschaft der Eurozone im Januar auf 0,7 Prozent zurück von 0,8 Prozent im Dezember. Auf Monatssicht sanken die deutschen Lebenshaltungskosten im Januar um 0,7 Prozent.
Damit ist die Inflationsrate im Euroraum auch zu Jahresbeginn 2010 deutlich unter der Preisstabilitätsnorm der EZB von "unter, aber nahe zwei Prozent" geblieben. Vor diesem Hintergrund wird für die kommenden Monate ein unverändertes Leitzinsniveau vorhergesagt. Der Hauptrefinanzierungssatz der EZB beträgt derzeit 1,00 Prozent.
NordLB-Ökonom Christian Lips geht davon aus, dass der Verbraucherpreisanstieg im Verlauf des Jahres weiterhin moderat bleiben dürfte. Dies sorge dafür, dass Zinserhöhungen "frühestens in der zweiten Jahreshälfte wieder ein Thema" seien. Bis dahin dürfte dann die Exit-Strategie aus den unkonventionellen Maßnahmen durchgeführt werden. "Das Preisumfeld bietet hierfür einen komfortablen Rahmen", sagte Lips.
"Kein Störfeuer"
Auch Commerzbank-Ökonom Rainer Guntermann erwartet von Seiten der Inflation auf absehbare Zeit "kein Störfeuer". Das moderate Preisklima verschaffe der EZB ausreichend Spielraum, die geldpolitische Wende wie bislang geplant vorsichtig und graduell umzusetzen. Zinserhöhungen stehen nach Einschätzung von Guntermann erst im vierten Quartal des Jahres an.
Eurostat veröffentlichte im Rahmen der Vorabschätzung noch keine Zahlen zur Vormonatsänderung der Preise oder zu den verschiedenen Kerninflationsmaßen. Einen detaillierten Ausweis zur Preisentwicklung wird die Statistikbehörde am 26. Februar vorlegen.
Quelle: ntv.de, DJ