Dschingis Khans Erben Mongolisches Kohle-IPO
09.02.2011, 14:25 UhrDie Mongolei ist nach Einwohnern ein kleines Land, das aber bei den Kohlevorkommen zu den größten gehört. Da auch die Erben Dschingis Khans in die Moderne streben, reitet bald ein Kohleproduzent aufs Börsenparkett. Ein Milliarden-IPO winkt.
In der Mongolei geben sich derzeit die Banken die Klinke in die Hand. Sie wollen sich ein möglichst großes Stück des Kuchens sichern, wenn das rohstoffreiche Steppenland den Kohleproduzenten Erdenes-Erdenes-Tavan Tolgoi an die Börse bringt, der über die weltgrößten Kohlevorkommen verfügt. Bei dem geplanten Börsengang könnte das Unternehmen mit 10 Mrd. bis 15 Mrd. Dollar bewertet werden, sagte eine der informierten Personen.
Die Mongolei will rund die Hälfte der staatlichen Holdinggesellschaft Erdenes-Tavan Tolgoi verkaufen, der riesige noch unerschlossene Kohlevorkommen im Süden der Wüste Gobi an der Grenze zu China gehören.
China vor der Haustür
Der Verkauf der mongolischen Rohstoffe geht jedoch mit großen Spannungen einher. Das verarmte Land will einerseits seine Ressourcen verkaufen, andererseits aber unabhängig von den größeren und mächtigeren Nachbarn Russland und China bleiben.
Dank Chinas unersättlichem Hunger nach Rohstoffen hat die Mongolei zwar einen nahen und aufnahmebereiten Absatzmarkt für ihre Exporte, doch auch andere Länder der Region schielen auf die mongolischen Ressourcen. Insbesondere Kokskohle von Tavan Tolgoi ist gefragt, sie gilt als von besonders guter Qualität für die Stahlherstellung.

Die Mongolei hat enorme Kohlevorkommen.
(Foto: REUTERS)
Der Börsengang von Erdenes-Tavan Tolgoi ist unauflösbar verbunden mit dem Verkauf von befristeten Konzessionen zur Entwicklung der Hälfte der Kohlevorkommen. Darum konkurrieren Bieter unter anderem aus China, Russland, Japan, Indien, Südkorea. Die Holdinggesellschaft dürfte von den Betreibern Lizenzgebühren erhalten.
Kleinanleger mit im Boot
Die Banker, die sich nach Angaben informierter Personen am Wochenende und Anfang nächster Woche mit den mongolischen Vertretern treffen, hoffen nun darauf, dass die komplizierte Transaktion nicht im politischen Morast stecken bleibt und dass sie offiziell mit dem Verkauf der Aktien beauftragt werden.
Soweit die Pläne bekannt sind, sollen 30 Prozent von Erdenes-TT an die Börse, 10 Prozent davon an mongolische Kleinanleger gehen. Der Verkauf von Aktien in der Mongolei könnte noch in diesem Jahr erfolgen, die Veräußerung im Ausland dürfte dann Anfang 2012 folgen, hieß es.
Noch viele Fragen offen
Doch sehr viele Einzelheiten des Deals sind noch völlig unklar und das macht die Banker nervös. So ist noch ungeklärt, wie die Kokskohle aus dem Binnenland exportiert werden soll, denn Bahnverbindungen von den Minen nach Russland und China müssen erst noch fertiggestellt werden. Zudem sehen es Banker als gewaltige Aufgabe, in einem der am Dünnsten besiedelten Länder der Erde Aktien verkaufen zu sollen. Die Mongolei hat 2,7 Millionen Einwohner, doch ein Großteil davon sind Nomaden. Auch steht die Börse noch nicht fest, an der der Anteil von 30 Prozent verkauft werden soll.
Der Kokskohleproduzent Mongolia Mining, der im gleichen geologischen Vorkommen Kohle abbaut, hatte mit einem Börsengang in Hongkong im Oktober rund 5,8 Mrd. Hongkong-Dollar (rund 550 Mio. Euro) eingesammelt. Diese Transaktion war von Citigroup und J.P. Morgan betreut worden.
Nach Einschätzung eines Bankers könnte die Wahl diesmal auf die Börsen London und Toronto fallen. Diese haben ihre Fusion bekanntgegeben und hätten damit einen Vorteil gegenüber Hongkong. Durch einen Zusammenschluss entstünde ein Bergbau- und Ressourcengigant, der nach dem Wert der gehandelten Unternehmen weltweit an zweiter Stelle rangieren würde. Zudem hat London eine strategische Partnerschaft mit der winzigen mongolischen Börse.
Quelle: ntv.de, DJ