Wirtschaft

Spekulation um Italien-Hilfen Monti watscht Fekter ab

Mario Monti ärgert sich über die Querschüsse aus Österreich.

Mario Monti ärgert sich über die Querschüsse aus Österreich.

(Foto: AP)

Es könnte sein, dass Italien auf Hilfen angewiesen sei, sagt die österreichische Finanzministerin Fekter und verärgert damit den italienischen Regierungschef Monti. Der keilt zurück und verbittet sich Analysen aus Wien - sein Land betreffend.

Nach Spanien ist jetzt Italien wieder ins Zentrum der europäischen Schuldenkrise gerückt. Dafür sorgte Österreichs Finanzministerin Maria Fekter mit öffentlichen Spekulationen über Italiens Bedarf an Finanzhilfe. Der italienische Ministerpräsident Mario Monti reagierte empört und bezeichnete Fekters Äußerungen als völlig unangebracht.

Maria Fekter

Maria Fekter

(Foto: picture alliance / dpa)

Zusammen mit der Unsicherheit über Spaniens Schicksal sorgte das Gerangel der Politiker für steigende Risikoaufschläge auf spanische und italienische Bonds. Die Nervosität wächst außerdem mit Blick auf die Neuwahl in Griechenland. Die EU-Kommission räumte ein, dass es Diskussionen über Notfallpläne für einen Euro-Austritt des Landes gibt.

Fekter hatte im österreichischen Fernsehen erklärt, es könne sein, dass Italien angesichts der hohen Zinsen auf seine Staatsanleihen auf Hilfe angewiesen sei. Allerdings sei dies nicht mit den vorhandenen Mitteln des Euro-Rettungsschirms zu bewältigen, der nach den Programmen für Irland, Portugal und Griechenland jetzt bis zu 100 Milliarden Euro Hilfe für Spaniens Banken finanzieren muss.

"Ich halte es für völlig unangebracht, dass sich eine Finanzministerin aus der EU zu der Lage in einem anderen Mitgliedsland äußert - und insbesondere so äußert, wie sie es getan hat", kommentierte Monti auf einer Pressekonferenz in Rom Fekters Aussage. Die Finanzministerin ruderte zurück. Sie habe keine Anzeichen dafür, dass Italien einen Antrag auf Euro-Rettungshilfen stellen könnte. "Italien kann sich am Kapitalmarkt selbst refinanzieren, wie wohl auch zu sehr hohen Preisen", sagte sie.

Jahrelange Stagnation

Die Kurse spanischer und italienischer Staatsanleihen fielen weiter, so dass die Zinsen deutlich stiegen. Für Spanien-Bonds verlangten die Investoren 6,75 Prozent, für Italiens Anleihen 6,2 Prozent Rendite. Die Erleichterung über die Rettungsaktion für Spaniens Banken war schnell verpufft. Denn zum einen sind noch viele Details offen, zum anderen ist klar, dass Spaniens Schuldenlast steigen wird, ohne dass eine Kehrtwende zu kräftigem Wachstum in Sicht ist.

Anders als in Spanien gab es in Italien keine Immobilienblase, die die Banken an den Abgrund treiben könnte. Doch auch die italienischen Geldhäuser könnten zunehmend unter faulen Krediten leiden, wenn das Land seine jahrelange Stagnation nicht überwindet.

Zwar hat Monti die Staatsausgaben gesenkt, aber noch nicht die Reformen zu mehr Wachstum geliefert. Auf der Habenseite hat Italien aber die hohe private Ersparnis, die in Staatsanleihen gelenkt werden könnte, um den zweitgrößten Schuldenberg Europas von gut 120 Prozent der Wirtschaftsleistung zu finanzieren.

Quelle: ntv.de, wne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen