US-Branchenbilanz verhagelt Morgan Stanley enttäuscht Markt
19.07.2012, 16:31 Uhr
Der Markt hatte mehr erwartet.
(Foto: REUTERS)
Morgan Stanley beendet die Serie positiver Überraschungen bei US-Banken. Nachdem die Geldhäuser bislang in der Berichtssaison durchweg besser abgeschnitten haben als erwartet, gibt es mit Morgan Stanley einen Ausreißer nach unten. Die Investmentbank verfehlt trotz schwarzer Zahlen die Erwartungen deutlich.
Das maue Geschäft mit Übernahmen sowie Rückgänge im Handel machen der US-Investmentbank Morgan Stanley zu schaffen. Die Einnahmen des Instituts gingen im zweiten Quartal fast um ein Viertel auf 6,95 Mrd. Dollar zurück, wie das Geldhaus mitteilte. Morgan Stanley reiht sich damit in die Liste der Institute ein, die wegen der europäischen Schuldenkrise Gegenwind im Investmentbanking zu spüren bekommen. Die Aktie der Bank verlor in New York fast drei Prozent.
Trotz des schwierigen Marktumfelds kehrte Morgan Stanley im zweiten Quartal allerdings wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Der Gewinn betrug 564 Mio. Dollar nach einem Verlust von 558 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum. Dabei profitierte die Bank allerdings auch von der Neubewertung der eigenen Verbindlichkeiten. Wegen der quartalsweisen Bilanzierung war die Bank Anfang des Jahres noch in die roten Zahlen gerutscht.
Schuldenkrise lähmt Geschäft
Die Euro-Schuldenkrise verhagelt den Banken schon seit mehreren Quartalen die Handelsergebnisse. Auch im lukrativen Geschäft mit Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen geht kaum noch etwas, weil sich Unternehmen im unsicheren Marktumfeld nicht aus der Deckung wagen. Bei Morgan Stanley gingen die Einnahmen durch Beratung bei Fusionen und Übernahmen um über die Hälfte zurück, im Aktien-Handel um rund ein Drittel. In der Folge will das Institut nun Personal abbauen: Die Belegschaft werde bis Jahresende um sieben Prozent schrumpfen, erklärte Bank-Chef James Gorman. Bereits im vergangenen Jahr hat der Arbeitgeber von fast 62.000 Menschen rund 3000 Stellen abgebaut.
Morgan Stanleys Erzrivale Goldman Sachs vermeldete am Dienstag ebenfalls einen Einnahmenrückgang und stellt sich mit Kostensenkungen und Stellenstreichungen auf eine längere Durststrecke im Investmentbanking ein. Die Schweizer Großbank Credit Suisse verschärft ihren Sparkurs ebenfalls, die Deutsche Bank will Insidern zufolge jede zehnte Stelle im Investmentbanking streichen.
Zu schaffen macht Morgan Stanley auch die Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's, die die Kreditwürdigkeit der Bank und vieler Konkurrenten schlechter bewertet. Seit der Herabstufung im Juni habe die Bank Sicherheiten und sonstige Gelder in Höhe von 3,7 Mrd. Dollar zurückgelegt, sagte Finanzchefin Ruth Porat. Zuletzt habe sich die Situation aber gebessert.
In Deutschland war Morgan Stanley zuletzt wegen der Affäre um die Verstaatlichung des Energiekonzerns EnBW in die Schlagzeilen geraten. Deutschland-Chef Dirk Notheis, der tief in den Fall verstrickt ist, war Anfang der Woche zurückgetreten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts