Goldmänner erblassen vor Neid Morgan Stanley glänzt
21.07.2010, 16:22 UhrDer Tag an der Wall Street beginnt für viele Händler mit einer faustdicken Überraschung: Die US-Großbank Morgan Stanley zieht mit ihrem Quartalsgewinn an prominenten Mitbewerbern vorbei und übertrifft alle Erwartungen.

Die große Krise verschiebt die Verhältnisse: Morgan Stanley übertrifft das Ergebnis von Goldman Sachs.
(Foto: AP)
Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat sich im zweiten Quartal trotz schwieriger Marktbedingungen überraschend gut geschlagen. Unter dem Strich verdiente das Institut eigenen Angaben zufolge knapp 1,6 Mrd. Dollar, nachdem es vor einem Jahr noch mit einem Verlust von 1,3 Mrd. Dollar schockiert hatte. Während Konkurrent Goldman Sachs am Vortag noch über die Zurückhaltung seiner Kunden und Rückgänge in allen Sparten geklagt hatte, konnte sich Morgan Stanley gerade im Kerngeschäft behaupten und sogar neue Kunden an Land ziehen. Die Aktie legte zu Handelsbeginn an der Wall Street sieben Prozent zu.
Wie Goldman hatten zuletzt auch andere US-Großbanken wie Citigroup und Bank of America von einem schwächelnden Kapitalmarktgeschäft berichtet. Bei der Deutschen Bank, die am kommenden Dienstag Zahlen präsentieren will, dürfte es ähnlich aussehen. Grund ist nach Auffassung vieler Beobachter die Verunsicherung der Investoren etwa wegen der Schuldenkrise in der Europa, die das Geschäft mit Börsengängen, Kapitalerhöhungen, Anleihen und Übernahmen bremst.
Morgan Stanley konnte sich diesem Trend aber offenbar widersetzen. Zwar sprach Finanzchefin Ruth Porat von einem "herausfordernden Quartal". Die Märkte seien volatil gewesen, der Beratungsbedarf der Kunden sei hoch. Allerdings zahle sich aus, dass die Bank seit dem vergangenen Jahr ihre Handelsabteilungen deutlich aufgestockt habe, um nach dem Ende der Finanzkrise wieder durchzustarten. Insgesamt steigerte der Konzern seine Einnahmen von 5,2 Mrd. Dollar auf rund acht Milliarden Dollar.
"Die Ergebnisse im Handel waren nicht so schwach wie befürchtet", sagte Tim Ghriskey von Solaris Asset Management. Vor allem die Vermögensverwaltungssparte habe das Ergebnis beflügelt. Ähnlich positiv äußerte sich Michael Holland von Holland & Co: Die Geschäfte liefen insgesamt rund, der Kurs der neuen Führung unter Vorstandschef James Gorman zahle sich aus.
Im Vorjahresquartal hatte Morgan Stanley wegen der Rückzahlung von Staatshilfen an die US-Regierung tiefrote Zahlen geschrieben. Seither kämpfte sich die Bank etwas langsamer aus der Krise als ihre Konkurrenten. Im ersten Quartal dieses Jahres schrieb sie aber schon wieder einen Gewinn von 1,4 Mrd. Dollar. Der US-Finanzmarktreform und der stärkeren Regulierung der Branche sieht Morgan Stanley nach den Worten von Vorstandschef Gorman gelassen entgegen: "Wir glauben, dass die Reform wesentlich dazu beiträgt, das Vertrauen in die Branche und die Märkte wiederherzustellen."
Quelle: ntv.de, rts