Die Verluste sind fast vergessen Morgan Stanley schreibt Gewinn
18.01.2013, 14:31 Uhr
Der Gewinn steht, trotzdem wehen noch Streichgerüchte durch die Flure.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die erste Hälfte des Winters ist überstanden: Bei Morgan Stanley ziehen die Buchhalter ihren Strich unter drei starke Monate. Die Zahl, die darunter auftaucht, glänzt den Aktionären tiefschwarz entgegen. Im vierten Quartal kehrt die Großbank in die Gewinnzone zurück.
Die Wall-Street-Bank Morgan Stanley hat im zurückliegenden Schlussquartal 2012 dank des Geschäfts mit institutionellen Wertpapieren wieder deutliche Gewinne eingefahren. Das Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft stieg im vierten Quartal auf 573 Mio. Dollar oder 28 Cent je Aktie, wie das Institut mitteilte.
Vor Jahresfrist hatte es noch einen Verlust von 222 Mio. Dollar oder 13 Cent je Aktie gegeben. Analysten hatten einen Wert von 27 Cent pro Anteilschein erwartet. Die Einnahmen legten um mehr als ein Fünftel auf rund 7 Mrd. Dollar zu. Auf die Bilanz drückten allerdings die Kosten für einen Vergleich mit der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) über missbräuchliche Zwangsräumungen während der Finanzkrise und ein negativer Bilanzierungseffekt.
Die Notenbank hatte sich in dem Streit um Zwangsräumungen am Mittwoch mit den Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs geeinigt, nachdem die Fed schon in der Vorwoche einen Vergleich mit zehn anderen Banken geschlossen hatte. Sie alle sollen - überlastet von der großen Zahl von Zwangsräumungen im kollabierenden Immobilienmarkt - tausende von Fällen automatisch abgezeichnet haben, anstatt jeden Fall einzeln detailliert zu prüfen.
Folgen der Immobiliengeschäfte
Hausbesitzer wurden im Schnellverfahren aus ihren Häusern geklagt, dies hatte in den USA weithin für Empörung gesorgt. Betroffen sind auch Branchen-Schwergewichte wie Bank of America, JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo. Morgan Stanley stellte dafür im Schlußquartal 115 Mio. Dollar zurück. Als weitere Belastung schlug im Schlußquartal die Neubewertung eigener Schulden mit 511 Mio. Dollar zu Buche.
US-Investmentbanken litten lange Zeit unter den Spätfolgen der Finanzkrise, der europäischen Schuldenkrise und den grassierenden Sorgen um die Weltwirtschaft, doch schon im dritten Quartal hat sich das Bild für die Branche aufgehellt. Der Erholung vorausgegangen war sowohl bei Morgan Stanley als auch bei Wettbewerbern wie Bank of America und Goldman Sachs ein umfangreicher Stellenabbau.
Neue Streichgerüchte
Das Ende der Fahnenstange scheint aber immer noch nicht erreicht: Kreisen zufolge will Morgan Stanley die Belegschaft weiter ausdünnen. Das Institut wolle 1600 Stellen im Wertpapiergeschäft abbauen, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person in der vergangenen Woche. Das entspricht etwa sechs Prozent der Mitarbeiter, die im Investmentbanking und unterstützenden Funktionen tätig sind.
Insgesamt hat Morgan Stanley nach Einschätzung von Beobachtern ihre Lektionen aus der Finanzkrise gelernt. Ähnlich wie Goldman Sachs will die Großbank keine reine Investmentbank sein, die ungebremst dem Gegenwind globaler Finanzkrisen ausgesetzt ist, sondern sich stärker in der Vermögensverwaltung engagieren. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg war Ende September die Vereinbarung über die Komplettübernahme des Joint Ventures Morgan Stanley Smith Barney, an dem die Bank bislang 51 Prozent hielt.
Quelle: ntv.de, DJ/rts