Wirtschaft

Russisches Gas für China Moskau und Peking schließen Milliarden-Deal

Wladimir Putin und Xi Jinping.

Wladimir Putin und Xi Jinping.

(Foto: AP)

Russland wird künftig Gas nach China pumpen. Selbst wenn Peking einen kräftigen Preisnachlass bekommt, könnte sich der Deal für den Kreml lohnen. Denn er stärkt die Position gegenüber der EU.

Nach jahrzehntelangen Verhandlungen hat der russische Staatskonzern Gazprom ein Gas-Abkommen mit China unterzeichnet. Dieses sieht in den kommenden 30 Jahren Lieferungen im Wert von umgerechnet 290 Milliarden Euro vor. Das Gas soll durch eine neue Pipeline fließen, die beide Länder verbindet. Gazprom und die chinesische CNPC unterzeichneten den Vertrag beim Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Shanghai.

"Das ist ein großer Vertrag für Gazprom. Solch einen Kontrakt gibt es mit keinem anderen Unternehmen", sagte der Chef russischen Konzern, Alexej Miller. Eine entsprechende Absichtserklärung hatte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vor rund einem Jahr bei seinem Antrittsbesuch in Moskau ausgehandelt. Anschließend konnten sich die Unterhändler jedoch nicht auf einen Lieferpreis einigen. Miller wollte denn auch keine näheren Angaben zum Preis machen.

Analysten vermuten, dass der Ukraine-Konflikt Russland zu weitreichenden Zugeständnissen in den Verhandlungen mit China genötigt hat. Denn Moskau fürchtet um seine Gasgeschäfte mit Europa und versucht verstärkt, neue Einnahmequellen in Asien zu erschließen.

Das neue Abkommen in Shanghai könnte andererseits nun Putins Position im Gasstreit mit der Ukraine und der EU stärken. Für nächsten Montag ist ein weiteres Spitzengespräch zwischen EU, Ukraine und Russland geplant. Da die Ukraine Schulden bei Gazprom hat, droht der Konzern damit, vom 3. Juni an kein Gas mehr in die Ukraine zu pumpen. Dies könnte dann auch den Westen treffen, denn die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine ist wichtiges Transitland für russisches Gas.

Barroso schreibt Putin

Die EU appellierte derweil an Russland, seine Gaslieferungen nach Europa nicht zu unterbrechen. Auch müsse die Ukraine selbst weiter beliefert werden, forderte Kommissionspräsident José Manuel Barroso in einem Brief an Präsident Wladimir Putin. Solange die Preisverhandlungen unter EU-Vermittlung zwischen Russland und der Ukraine liefen, "sollte der Gasfluss nicht unterbrochen werden", schrieb Barroso im Namen aller 28 EU-Regierungen. Er erwarte auch, dass der Gasversorger Gazprom seine Lieferverträge mit europäischen Unternehmen erfülle.

Nach Einschätzung des Versorgers RWE bleibt die Versorgung Europas mir russischem Gas intakt. "Meine Erwartung ist, dass es keine Unterbrechung geben wird, weil beide Seiten zu viel zu verlieren haben", sagte Stefan Judisch, Chef der Handelssparte des Konzerns. Ähnlich äußerte sich Alexander Kurdin, der die russische Regierung in Energiefragen berät: "Niemand hat ein Interesse an einem Stopp der Gas-Lieferungen. Russland und Gazprom wollen nicht die Situation von 2009 wiederhaben, weil das Vertrauen sehr wichtig ist." Damals war es wegen des Streits zwischen der Ukraine und Russland um den Gaspreis zu Lieferunterbrechungen gekommen.

Die EU bezieht rund ein Drittel ihres Gasbedarfs aus Russland, davon ein Teil durch Transitleitungen über die Ukraine. Diese streitet inmitten des Konflikts um die Abtrennung der Krim und prorussischer Separatisten im Osten des Landes mit Russland um die Gaspreise. Nach russischen Angaben hat die Ukraine mittlerweile Schulden von 3,5 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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