Wirtschaft

Inside Wall Street Nach Wagoner: Wann fliegen die Banken-Bosse?

Mit dem Rauswurf von CEO Rick Wagoner bei General Motors hat die amerikanische Regierung so heftig wie nie zuvor in die Politik eines Unternehmens eingegriffen - und das ist gut so. Präsident Barack Obama hat erkannt, woran die einst so mächtige Industrie krankt: an der Führung. Die muss ausgetauscht werden, wenn GM (und die Konkurrenten) überleben wollen.

In einer Pressekonferenz am Montag machte der Präsident das unmissverständlich klar: Die Krise der amerikanischen Autobauer sei "nicht die Schuld der Arbeiter. Die sind fleißig und wollen, dass ihre Unternehmen erfolgreich sind."

Nun sind die Arbeiter auch teuer, wie Branchenkenner wissen. Hohe Lohn- und Nebenkosten haben die Industrie immer belastet, doch das hat nicht zum Untergang der Traditionsmarken geführt. Der ist vielmehr Rick Wagoner, seinen Vorstandskollegen und der Bush-Regierung zuzuschulden, deren kurzfristiges Gewinnstreben langfristige Ziele und Strategien stets ausradiert haben.

So hat GM, seit acht Jahren von Rick Wagoner geleitet, die SUV-Welle gefördert, die wegen ihrer hohen Gewinnmargen interessant war und für Shareholder Value sorgte. Darüber hat man die Entwicklung kleiner und energiesparender Fahrzeuge verpasst, obwohl selbst Laien außerhalb der Branche wussten, dass die Zeiten des billigen Sprits und des sorglosen Verbrauchs irgendwann einmal vorbei sein würden. Mit dem zeitweise abrupten Anstieg des Ölpreises im vergangenen Jahr und dem allgemein wachsenden Umweltbewusstsein der Amerikaner ist es langfristig schwierig, die großen Spritschlucker abzusetzen - die besser nachgefragten Kleinwagen kommen allerdings von der ausländischen Konkurrenz.

So sehr diese Entwicklung die Schuld der GM-Manager ist, so sehr hatte doch die Bush-Regierung ihren Anteil daran. In enger Zusammenarbeit mit der Öl- und der Automobilindustrie wehrte man sich jahrelang dagegen, den Benzinverbrauch für US-Wagen zu regulieren. Dass man der einheimischen Industrie damit einen kurzzeitigen Vorteil, aber einen langzeitigen Nachteil verschaffen würde, übersah man so lange es ging - jetzt geht es nicht mehr.

Der ehemalige Präsident Bush hat sich längst aus Washington verabschiedet, jetzt ist auch Rick Wagoner weg, und seinen Nachfolger Fritz Henderson wird man wohl bald gegen jemanden ersetzen, der nicht selbst schon seit Jahrzehnten bei GM sitzt und damit die Krise mitverschuldet hat. Damit ist ein Anfang getan, auch wenn für die Anleger und die amerikanischen Steuerzahler noch manche Frage offen bleibt. Etwa: Warum geht Wagoner mit einem Paket von 20 Millionen Dollar in den Ruhestand? Und: Wann fliegen die Banken-CEOs, deren Unternehmen ebenfalls nur noch dank Steuer-Milliarden überleben?

Quelle: ntv.de

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