Chef tritt wegen Libor-Skandal zurück Rabobank einigt sich auf Rekordstrafe
29.10.2013, 15:45 Uhr
Den Libor mitmanipuliert: rabobank muss zahlen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Manipulationen rund um den Libor fallen auf immer mehr Großbanken zurück. Nach Barclays, RBS und UBS muss nun auch die Rabobank tief für ihre Verfehlungen in die Tasche greifen. Sie zahlt die zweithöchste Summe in dem Skandal.
Die niederländische Rabobank hat im Skandal um manipulierte Zinsen eine teure Einigung mit den Aufsichtsbehörden weltweit erzielt. Das niederländische Geldhaus zahlt nach eigenen Angaben eine Strafe von insgesamt 774 Millionen Euro, rund eine Milliarde Dollar.
Die Niederländer sind das fünfte Institut weltweit, dass die seit Jahren laufenden Ermittlungen zum mutmaßlichen Zinspfusch mit einem Vergleich beendet hat. Im Vergleich zu anderen Einigungen ist der Deal mit den Behörden aus den USA, der Niederlande, Japan und Großbritannien aber hoch. Es ist die zweitteuerste Einigung bisher. Die höchste musste die Schweizer UBS berappen, die im vergangenen Jahr zur Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar verpflichtet wurde. Auch die beiden britischen Großbanken Barclays und RBS haben bereits teuren Vergleichen zugestimmt.
Einige Mitarbeiter der Bank seien durch Fehlverhalten aufgefallen. Sie hätten versucht, die Referenzzinssätze Libor und Euribor zu beeinflussen. Insgesamt seien 30 Mitarbeiter betroffen, die Bank beschäftigt weltweit mehr als 60.000 Mitarbeiter. "Dies hätte niemals passieren dürfen", entschuldigte sich Rabobank-Chef Moerland. Angesichts der Tragweite des Vorgangs legte Moerland sein Amt nieder. Nachfolger soll vorläufig Rinus Minderhoud werden.
Libor - was ist das?
Der Libor (London Interbank Offered Rate) wird seit den 1980er Jahren jeden Vormittag von der British Bankers' Association (BBA) in der britischen Hauptstadt festgelegt. Er gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Für die Berechnung melden die nach Marktaktivitäten wichtigsten Banken weltweit die Zinsen, die sie aktuell für Kredite ihrer Konkurrenten zahlen müssten.
Die höchsten und tiefsten Werte werden gestrichen, aus den übrigen Daten wird ein Mittelwert gebildet. Dies ist dann der Satz, an dem sich weltweit die kurzfristigen Zinsen für eine ganze Reihe von Finanzmarktgeschäften bis hin zu Immobilienkrediten orientieren. Auf dem Libor und seinem europäischen Pendant, dem Euribor, basieren weltweit Finanzgeschäfte im Wert von zig Billionen Dollar.
Einem Ring aus Händlern verschiedener Institute wird vorgeworfen, an den Zinssätzen geschraubt zu haben, um Handelsgewinne einzustreichen. Rund um den Globus wird deshalb gegen ein Dutzend Banken ermittelt, darunter auch die Deutsche Bank. Der deutsche Branchenprimus hat dafür zwar schon Rückstellungen in unbekannter Höhe gebildet, hier gilt aber eine Einigung auf einen Vergleich noch in diesem Jahr als unwahrscheinlich.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ