Wirtschaft

Barclays, HSBC und die Regierung Neue Köpfe in der "City"

Barclays ist einer der Gewinner der Finanzkrise. Die Milliarden fließen seit längerem schon wieder - dank des Investmentbankings. Der Leiter dieser Sparte nimmt deshalb bald auf dem Chefsessel der britischen Großbank Platz. Barclays-Rivale HSBC verliert dagegen einen seiner strategischen Köpfe - an die politische Konkurrenz. Ein "starkes Signal", sagt Premierminister Cameron.

Bob Diamond (M) beerbt John Varley (r.) auf dem Chefsessel der britischen Großbank Barclays. Der Investmentbanker machte zuletzt auch durch einen Millionen-Bonus auf sich aufmerksam.

Bob Diamond (M) beerbt John Varley (r.) auf dem Chefsessel der britischen Großbank Barclays. Der Investmentbanker machte zuletzt auch durch einen Millionen-Bonus auf sich aufmerksam.

(Foto: REUTERS)

Bedeutende Personalwechsel in den Führungsetagen britischer Großbanken: Barclays bekommt einen neuen Chef, HSBC verliert seinen langjährigen Direktoriumsvorsitzenden.

Bei Barclays - Käufer der nordamerikanischen Teile der US-Pleitebank Lehman Brothers - nimmt im kommenden Jahr der bisherige Kopf des Investmentbanking, Bob Diamond, Platz auf dem Chefsessel. Er folgt John Varley, der Barclays relativ erfolgreich durch die Finanzkrise gesteuert hat und mit 55 Jahren auf eigenen Wunsch ausscheiden will, wie das Geldhaus mitteilte. "Ein Strategiewechsel steht nicht an - hier gibt es keinen Dissens zwischen John und mir", kündigte Diamond an, der nun nach vielen Jahren in New York nach London zurückzieht. Damit reagierte der 59-Jährige auf Spekulationen am Markt, er werde das Institut zu einer reinen Investmentbank umwandeln.

Für Branchenexperten kommt die Entscheidung nicht überraschend, da Diamond seit Jahren der größte Profitbringer für die Briten ist. Der Manager hat erfolgreich die rasante Expansion der Investmentbank-Sparte Barclays Capital vorangetrieben. Allerdings machte er in der Boomzeit mit astronomischen Boni von mehr als 20 Mio. Pfund auf sich aufmerksam - ein hochrangiger Mitarbeiter der britischen Regierung nannte ihn deshalb sogar einmal das "unakzeptable Gesicht" der Branche.

Barclays greift US-Platzhirsche an

Doch nicht zuletzt dank Diamonds Sparte steht Barclays operativ blendend da. Das Institut verdiente im vergangenen Jahr mehr als jedes andere europäische Geldhaus und kam in der Krise ohne Staatshilfen aus. Mit rund 13 Mrd. Euro lag der Vorsteuergewinn gut doppelt so hoch wie etwa bei der Deutschen Bank. Auch bei dem von Josef Ackermann geführten Institut ist der Investmentbank-Chef Top-Kandidat für den nächsten Vorstandsvorsitz. Der Star-Investmentbanker Anshu Jain gilt als ähnlich mächtig in der Deutschen Bank wie Diamond bei Barclays.

 Die Personalentscheidung der Briten signalisiert Experten zufolge, dass das Investmentbanking bei Barclays in Zukunft eine noch größere Rolle spielen könnte - möglicherweise auf Kosten der Privatkunden-Sparte. Diese Aussicht drückte die Aktien um drei Prozent, da Anleger eine zu starke Abhängigkeit von diesem Bereich befürchten. Eine unabhängige britische Kommission untersucht derzeit, ob die Großbanken als Folge der Finanzkrise aufgespalten werden müssen. In der Krise sind im Investmentbanking horrende Verluste angefallen, was einige Häuser an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. Für Barclays ist dieses Segment aber ein wesentlicher Wachstumsmotor, weshalb das Institut wie viele Rivalen mit einer Abwanderung gedroht hat, sollte die Regierung eine Aufspaltung vorantreiben.

Diamond hat Barclays zu einem der weltweit führenden Institute auf den Anleihe-Märkten gemacht und fordert nun mit einer Expansion des Aktienhandels und der Beratung Wall-Street-Platzhirsche wie Goldman Sachs heraus. Er wird das Steuer Ende März von Varley übernehmen. Nachfolger an der Spitze der Investmentbank-Sparte werden die langjährigen Diamond-Vertrauten Jerry del Missier und Rich Ricci.

HSBC verliert Strategen an die Regierung

Der größere Rivale HSBC muss sich einen neuen Chairman suchen, da der bisherige Amtsinhaber Stephen Green als Handelsminister in die Regierung wechselt. Das teilte die Bank mit. Der 62-Jährige ist seit 1992 bei HSBC und hatte dort auch mehrere Jahre den Chefposten inne. Über seine Ablösung wird bereits seit längerer Zeit spekuliert.

Großbritanniens Premierminister David Cameron sagte, er sei sich sicher, dass Green "einen Beitrag von unschätzbarem Wert" leisten und der britischen Wirtschaft "zu starkem Wachstum" verhelfen werde. Wirtschaftsminister Vince Cable sagte, die Ernennung von Green sei ein "starkes Signal an unsere Handelspartner, dass die britische Regierung das Voranbringen des Außenhandels und von Investitionen als hohe Priorität ansieht".

Green auch im BASF-Aufsichtsrat

Als Chairman ist Green ähnlich einem deutschen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht stark im Tagesgeschäft aktiv, sondern kümmert sich eher um grundlegende strategische Fragen. Ein Nachfolger wurde nicht benannt. Wegen seines Weggangs legt er auch im Dezember sein Mandat als BASF-Aufsichtsrat nieder.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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