Boeing kämpft an vielen Fronten Neue Kontrollen beim Dreamliner
20.07.2013, 13:11 Uhr
Die Boeing 787 Dreamliner "Queen of Sheba" fing am Londoner Heathrow-Flughafen Feuer. Warum, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden.
(Foto: REUTERS)
Boeing kommt nicht aus den Negativschlagzeilen: Nach dem Brand einer 787 in London muss beim Modell Dreamliner der Peilsender überprüft werden. Das ist jedoch nicht die einzige Baustelle. Der Flugzeugbauer kämpft auch noch mit anderen Technikproblemen.
Nach dem Brand an Bord einer Boeing 787 in London hat die US-Flugaufsicht die Überprüfung der als Unfallursache in Verdacht geratenen Peilsender angeordnet. Anders als die Behörden in Großbritannien forderte die FAA aber nicht die Abschaltung oder den Ausbau des von Honeywell produzierten Geräts. Konkret trifft die FAA-Empfehlung nur United Airlines, da dies die einzige US-Fluggesellschaft mit dem Dreamliner in der Flotte ist. Die Ermittlungen zur Brandursache konzentrieren sich inzwischen auf die Rolle von Kondenswasser oder möglicherweise eingeklemmten Drähten, wie Kenner der Untersuchungen sagten.
Die US-Flugaufsicht FAA blieb mit ihren Anweisungen hinter den britischen Behörden zurück. Die dortige Stelle zur Ermittlung von Luftfahrtunfällen hatte am Donnerstag Alarm geschlagen. Sie verlangte von den zuständigen Sicherheitsbehörden, nicht nur in den Boeing 787, sondern in sämtlichen Flugzeugtypen die Sicherheit der Peilsender zu überprüfen. Außerdem forderte sie die US-Flugaufsicht auf dafür zu sorgen, dass Boeing in sämtlichen Maschinen die Sender abschalte oder ausbaue. Die britische Behörde räumte zugleich ein, dass die Unfallursache weiterhin unklar sei.
Panne im Werk von Honeywell?
In den USA erklärte die FAA, bei der Überprüfung solle vor allem sichergestellt werden, ob alle Drähte richtig verlegt sind. Auch Zeichen für ungewöhnlich große Feuchtigkeit oder Hitze seien entscheidend. Näher äußerte sich die FAA nicht. Eine Person im Umfeld der Ermittlungen sagte aber, innerhalb des in Verdacht geratenen Peilsenders sei ein eingeklemmter Draht gefunden worden. Das Gerät werde von Honeywell vollständig zusammengebaut an Boeing geliefert und dann von dem Flugzeughersteller anmontiert. Das deute darauf hin, dass der Draht schon in der Honeywell-Fabrik eingeklemmt wurde. Alternativ könne auch Kondenswasser in die Batterien des Peilsenders eingedrungen sein und einen Kurzschluss verursacht haben.
Die US-Flugsicherheit teilte weiter mit, die anderen zwölf Betreiber des Flugzeugs - die nicht unter die US-Aufsicht fallen - würden über die Anweisung an United Airlines informiert. Vor allem japanische Fluggesellschaften haben den Dreamliner in ihrer Flotte, aber auch die TUI-Travel-Tochter Thomson Airways. Air Berlin hat 15 Maschinen bestellt.
Vor einer Woche hatte es an Bord eines am Londoner Flughafen Heathrow geparkten Dreamliners von Ethiopian Airlines gebrannt. Die britische Aufsicht AAIB hatte bereits kurz danach erklärt, dass das Feuer wohl nicht auf die Lithium-Ionen-Akkus zurückgehe. Die Probleme mit den Batterien hatten zu einem monatelangen Flugverbot des Prestigefliegers 787 aus dem Hause des Erzrivalen von Airbus geführt.
Eine Notlandung, eine Umkehr
Auch wenn der Funksender aus der Werkstatt von Honeywell stammt und nicht von Boeing selbst, bleibt Boeing ein Garant für Negativschlagzeilen. Wie am Freitag bekannt wurde, musste ein Dreamliner von Japan Airlines bereits am Donnerstag wegen Problemen mit einer Kerosinpumpe nach Boston zurückgekehren. Außerdem gab es auch Technikprobleme bei einem anderen Modell. Dem Chicagoer Lokalfernsehsender WgnTV zufolge musste eine 767 aus bisher noch ungeklärter Ursache auf dem Weg von Manchester nach Chicago auf dem irischen Shannon Flughafen notlanden.
Quelle: ntv.de, ddi/rts