Falsche Angaben, mehr Verkäufe Neuer MANipulationsverdacht
25.05.2011, 18:15 UhrSeit zwei Jahren ist MAN fast permanent im Visier von Ermittlern: Erst soll der Lkw- und Motorenbauer den Absatz mit Hilfe von Schmiergeldern angekurbelt haben. Dann macht die Ex-Tochter Ferrostaal Probleme und nun droht auch noch Ärger von der Schiffsmotorensparte.

Große Lettern, große Probleme: Schmiergelder und Manipulationen belasten den MAN-Konzern.
(Foto: REUTERS)
Der Dax-Konzern MAN kommt auch anderthalb Jahre nach der Beilegung der Korruptionsaffäre nicht zur Ruhe. Der Lastwagen- und Maschinenbauer verdächtigt mehrere Mitarbeiter, den Verkauf von Schiffsmotoren durch falsche Angaben über den Kraftstoffverbrauch angekurbelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft München sei über Unregelmäßigkeiten, die der Antikorruptions-Abteilung von MAN bei internen Untersuchungen aufgefallen waren, informiert worden und habe Ermittlungen aufgenommen, sagte ein Firmensprecher. Die MAN-Aktie reagierte kaum, lag zum Handelsschluss aber leicht im Minus.
Der MAN-Vorstand hat den Angaben zufolge "aufgrund von Anhaltspunkten für Unregelmäßigkeiten bei der Übergabe von 4-Takt-Schiffsdieselmotoren" vor einiger Zeit eine Untersuchung durch externe Berater und die MAN-Antikorruptions-Abteilung eingeleitet, die nach der Schmiergeldaffäre 2009 aufgestockt worden war. "Diese Untersuchung dauert gegenwärtig noch an", erklärte der Konzern.
Mehr als nur Schummelei?
Nach vorläufigen Erkenntnissen haben einige Mitarbeiter die Tests, bei denen der Spritverbrauch von Motoren ermittelt wird, manipuliert. Der Verbrauch der Motoren war demnach höher, als MAN dies beim Verkauf angab.
Wie stark die Messungen manipuliert wurden und "welche finanziellen Folgen sich daraus für den MAN-Konzern ergeben könnten, ist noch Gegenstand weiterer Untersuchungen", erklärte MAN. Das Unternehmen werde den Sachverhalt weiter aufklären und betroffene Kunden kontaktieren. Gegen wie viele Mitarbeiter ermittelt wird und um welche Geschäfte es sich handelt, will der Konzern erst nach weiteren Untersuchungen bekanntgeben.
Das Geschäft mit 4-Takt-Schiffsdieselmotoren ist für MAN ein vergleichsweise kleiner Geschäftsbereich, im vergangenen Jahr erlöste der Konzern damit 371 Mio. Euro.
MAN bleibt im Visier der Ermittler
MAN geriet erstmals vor zwei Jahren ins Visier der Ermittler, da der Konzern den Absatz jahrelang mit Schmiergeldern ankurbelte hatte. Ende 2009 zahlte der Konzern eine Geldbuße von 150 Mio. Euro und zog damit einen Schlussstrich unter den Schmiergeldskandal, gegen Einzelpersonen ging die Staatsanwaltschaft jedoch weiter vor. In der Folge der Korruptionsaffäre mussten zahlreiche hochrangige Manager ihre Posten räumen, auch Ex-Chef Hakan Samuelsson nahm seinen Hut.
Bei der ehemaligen MAN-Tochter Ferrostaal floss nach Erkenntnissen der Ermittler ebenfalls jahreslang Schmiergeld. Der arabische Staatsfonds IPIC, der vor Bekanntwerden des Korruptionsskandals 70 Prozent von Ferrostaal gekauft hatte, weigert sich deshalb, wie geplant auch die übrigen 30 Prozent des Essener Industriedienstleisters zu übernehmen. In den Verhandlungen über die künftige Eigentümerstruktur von Ferrostaal gibt es Kreisen zufolge derzeit kaum Bewegung.
Der Rechtsstreit galt lange als große Hürde für den anvisierten Zusammenschluss von MAN und seinem schwedischen Konkurrenten Scania unter dem Dach des gemeinsamen Großaktionärs VW. Vor gut zwei Wochen legte Volkswagen dann jedoch - trotz der ungeklärten Zukunft von Ferrostaal - ein Übernahmeangebot für MAN vor, um die Lkw-Allianz voranzutreiben. VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch erklärte dabei, der Konzern stehe bei der Lösung Ferrostaal-Problematik nicht unter Zeitdruck.
Quelle: ntv.de, rts