Schlechtere Kreditkonditionen Niedrigzinsen der EZB verpuffen
05.04.2013, 17:13 Uhr
(Foto: REUTERS)
Eigentlich sollen die Niedrigzinsen im Euroland die Kreditvergabe an Unternehmen erleichtern - und damit die schwächelnde Wirtschaft ankurbeln. Stattdessen verteuern sich jedoch Kredite vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Für die Währungshüter ist das ein Problem, denn selbst noch niedrigere Zinsen können daran wohl wenig ändern - andere Rezepte sind gefragt.
Die niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank zeigen in weiten Teilen der Eurozone nicht die erhoffte Wirkung. Die Kosten für Kredite an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors ziehen in der Gesamtbetrachtung an und driften innerhalb des Währungsraums weiter auseinander. Das zeigen Daten der EZB für den Februar.
Über den gesamten Euroraum hinweg sind die durchschnittlichen Zinsen für Unternehmenskredite im Februar gegenüber dem Vormonat leicht gestiegen. Besonders kritisch dürfte aus Sicht der EZB sein, dass vor allem die Kosten für Darlehen im Volumen von weniger als einer Million Euro angezogen haben. Unter dieser Entwicklung leiden besonders kleine Unternehmen und Mittelständler in Krisenländern, deren Finanzierungsprobleme der Notenbank große Sorgen bereiten.
Zum Vergleich: Während spanische Unternehmen für Kredite von bis zu einer Million Euro im Schnitt mehr als fünf Prozent Zinsen zahlen müssen, sind es bei deutschen lediglich etwa drei Prozent. EZB-Chef Mario Draghi hatte erklärt, die Notenbank prüfe Optionen, um dieser Fragmentierung entgegen zu wirken. Die Lage werde aber zunächst genau untersucht.
Größerer Instrumentenkasten
Für die EZB ist es schwierig, ein geeignetes Instrument zu finden. Dass die bisherige Liquiditätsflut die Realwirtschaft verfehlt, lässt viele Experten am Sinn weiterer Leitzinssenkungen zweifeln. Die EZB könnte den Sicherheitenrahmen weiter lockern, Zentralbankgeld - wie die Bank of England - mit Zweckbindung vergünstigt an Banken vergeben, oder gar Unternehmenskredite ankaufen, um die Zinsen zu drücken, so Ökonom Gilles Moec von der Deutschen Bank.
Unterdessen hat zuletzt auch der Einsatz der Notfallkreditlinie ELA wieder zugenommen. In der letzten März-Woche kletterten die im Rahmen der sogenannten "Emergency Liquidity Assistance" von nationalen Notenbanken des Eurosystems vergebenen Notkredite von 80 auf 88,5 Mrd. Euro, es ist der größte Anstieg seit Anfang Februar.
Quelle: ntv.de, nne/dpa