Wirtschaft

Öko-Stromnetz für Europa Nordsee-Staaten knüpfen an

Ein neues Großprojekt soll die Energieversorgung in Europa fit für die Zukunft machen: Mehrere europäische Staaten wollen ihre Windräder an der Nordsee-Küste und auf hoher See mit anderen Ökostrom-Anlagen enger vernetzen.

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die europäischen Stromnetze orientieren sich in ihrem Aufbau bislang noch an den Staatsgrenzen. Prinzipiell sind sie Land für Land auf wenige, zentrale Großkraftwerke ausgelegt. Grenzüberschreitende Verbindungen zwischen den Netzen sind zwar vorhanden, aber bislang nicht auf die Übertragung größerer Strommengen ausgelegt.

Wegen des Ausbaus der Windenergienutzung in der Nord- und Ostsee - wo bessere Windbedingungen herrschen als im Inland - müssen die Stromnetze mit den jeweiligen Übertragungskapazitäten ohnehin neu ausgelegt werden.  

Ziel der nun diskutierten Initiative ist die Ausrichtung des neuen europäischen Netzkonzepts auf eine europaweite dezentralisierte Stromerzeugung.

So solle unter anderem die Verbindung mit den zahlreichen Wasserkraftwerken in Skandinavien verbessert werden, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Jochen Homann. Die Initiative gehe auf einen Beschluss der europäischen Energieminister vom Dezember zurück.

Anrainer treffen auf Abnehmer

Demnächst solle es ein erstes Treffen auf Arbeitsebene zwischen den beteiligten neun EU-Staaten geben. Darunter seien auch Irland und Luxemburg, obwohl sie keinen Nordsee-Zugang hätten.

Hintergrund ist der wie bereits erwähnt massive Ausbau von Windräder auf hoher See, der insbesondere von Dänemark, aber auch von Deutschland vorangetrieben wird. Eine zunehmende Rolle spielen auch die wachsenden Strommengen aus Gezeiten- oder Solarkraftwerken.

Die Einspeisung besonders von Windstrom droht die bestehenden Netze zu überfordern. Daher sollen die Pumpspeicherwerke in Skandinavien in windstarken Zeiten den Strom abnehmen und Wasser in höher gelegene Speicherbecken pumpen, um so in windschwachen Zeiten bei Bedarf Turbinen antreiben und Strom produzieren zu können.

Lob von den Erneuerbaren

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) lobte die Initiative: "In den nächsten Jahren werden große Offshore-Windparks ans Netz gehen und eben viel Strom produzieren", sagte Sprecher Daniel Kluge.

"Es ist wichtig, dass man diese Parks untereinander verknüpft, damit möglichst viele Länder konstant mit Strom aus erneuerbaren Energien, in diesem Falle aus Wind, versorgt werden könne."

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" könnte ein solcher Netzausbau rund 30 Mrd. Euro kosten. Staatssekretär Homann nannte es aber viel zu früh, über die Kosten zu spekulieren.

Bislang seien auch die Netzbetreiber noch nicht in die ersten Planungen eingebunden. Im Laufe des Jahres solle es aber noch eine Absichtserklärung unter den Staaten für das Projekt geben, sagte Homann.

Die Initiative steht beispielhaft für die Bemühungen der EU-Mitgliedsstaaten, den bisher national ausgerichteten Markt der Energieversorger aufzubrechen und zu einer gemeinsamen europäischen Energiepolitik zu gelangen.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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