Wirtschaft

"Aufsicht wird mächtiges Instrument sein" Nouy kündigt harte Linie an

Daniele Nouy soll künftig die Großbanken überwachen.

Daniele Nouy soll künftig die Großbanken überwachen.

(Foto: REUTERS)

Die Französin Daniele Nouy wird künftig die Großbanken in der Eurozone überwachen. Für den anstehenden Stresstest stellt sie schon einmal harte Bedingungen in Aussicht. Vor allem beim Thema Staatsanleihen hat sie ihre eigene Meinung.

Auf die größten Banken der Euro-Zone kommt ein strenger Gesundheits-Check im Frühjahr zu. "Wir müssen den Finanzmärkten harte und transparente Überprüfungen liefern", sagte Daniele Nouy vor dem Wirtschafts- und Währungsausschusses des Europäischen Parlaments in Brüssel. Die Französin, die bisher die Finanzaufsicht ihres Heimatlandes geleitet hat, soll künftig bei der Europäischen Zentralbank (EZB) federführend über die Großbanken wachen. "Die Bankenaufsicht wird ein sehr mächtiges Instrument sein."

Bevor die neue EZB-Aufsicht im November 2014 ihre Arbeit offiziell aufnimmt, müssen die Geldhäuser im Frühjahr Bilanzprüfungen und Stresstests über sich ergehen lassen. Nouy kündigte vor den EU-Abgeordneten an, dass dabei der mögliche Bestand von faulen Wertpapieren genauso unter die Lupe genommen werde wie ein großer Anteil an Staatsanleihen in den Bilanzen. "Es ist wichtig, von Anfang an klare Signale auszusenden", sagte die 63-Jährige. Bei der vorgelagerten Bilanzprüfung sollen Staatsanleihen als risikolos eingestuft werden. Der Umgang mit diesen Papieren im anschließenden Stresstest ist nach Angaben der EZB aber noch offen.

Nouy bei Staatsanleihen auf Weidmann-Linie

Allerdings denkt Nouy in diesem Punkt ähnlich wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Staatsanleihen müssen aus Sicht von Nouy mit Eigenkapital unterlegt werden. Anders als Weidmann jedoch begründete sie ihre Forderung aus volkswirtschaftlicher Sicht. "Wir brauchen Banken, die die Wirtschaft finanzieren. Wenn sie mehr Staatsanleihen kaufen, haben sie weniger Geld, um die Wirtschaft zu finanzieren".

Weidmann hatte erst am Montag in einer Rede an der Harvard Universität erneut darauf gedrängt, Staatsanleihen nicht weiter als risikofrei zu betrachten. Nur so könne der Teufelskreis zwischen Banken und Staaten in der Eurozone durchbrochen werden. Verlieren die Anleihen beispielsweise rapide an Wert, könnte das auch die Institute mit in den Abgrund ziehen, weil zu wenig Eigenkapital vorhanden ist. Die Rettung der Banken könnte wiederum die Regierung finanziell überfordern, wie in Irland und Spanien geschehen.

Amtsamtritt im Dezember

Offiziell soll Nouy im Dezember vom Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs in ihr Amt berufen werden. Wer ihr Stellvertreter wird ist indes noch offen. Fest steht nur, dass es ein Mann sein wird, nämlich ein Mitglied des ausschließlich mit Männern besetzten sechsköpfigen EZB-Direktoriums. Die größten Chancen haben wohl Yves Mersch und Vitor Constancio, der Vizepräsident der Notenbank. Beide wurden von EZB-Chef Mario Draghi Anfang des Jahres mit dem Aufbau der Bankenaufsicht bei der EZB beauftragt.

Außenseiterchancen werden auch dem EZB-Chefökonomen Peter Praet eingeräumt, der vor seinem Wechsel nach Frankfurt Mitte 2011 unter anderem die belgischen Banken beaufsichtigte. Zudem war er von 2003 bis 2011 Mitglied des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht.

Nouy erwartet als künftige Oberaufseherin über die rund 6000 Banken in der Euro-Zone eine Mammut-Aufgabe bei der EZB. In den kommenden Monaten muss sie nämlich nicht nur rund 1000 neue Bankenaufseher und deren administrative Mitarbeiter einstellen, sondern mit den derzeit noch hauptverantwortlichen nationalen Bankenaufsehern die knapp 130 größten Geldhäuser in der Währungsunion auf Herz und Nieren prüfen.

Dexia-Fall: "Das war ein Fehler"

Der dreistufige Test, mit dem die EZB verhindern will, dass sie von Altlasten geplagte Institute zum Start der einheitlichen Bankenaufsicht in einem Jahr übernimmt, dürfte Nouy sicher die größte Energie abverlangen. Das Rüstzeug dafür hat sie in einer für eine Frau in diesem Gewerbe nahezu beispiellosen jahrzehntelangen Karriere erworben.

Einer der wenigen Schwachpunkte in Nouys Biografie ist ihre Rolle beim Zusammenbruch der französisch-belgischen Bank Dexia, als sie Chefaufseherin in Frankreich war. Die damaligen Risiken seien nicht genug gekennzeichnet worden, räumte Nouy vor dem Parlamentsausschuss ein. "Das war ein Fehler, kein Zweifel. Vielleicht hätten wir mehr Autorität zeigen sollen." 

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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