Wirtschaft

Poker um Wall Street Nyse und Deutsche kämpfen

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(Foto: dapd)

Im Fusionspoker um den US-Börsenplatz Nyse Euronext scheinen die Avancen von Nasdaq und ICE das Gegenteil von dem zu bewirken, was eigentlich beabsichtigt ist. Statt einen Keil zwischen Nyse und Deutsche Börse zu treiben, schaffen sie weitere Nähe.

Nyse-Chef Duncan Niederauer "Keine Zeit, um konservativ zu sein."

Nyse-Chef Duncan Niederauer "Keine Zeit, um konservativ zu sein."

(Foto: REUTERS)

Im Bieterkampf um die New York Stock Exchange könnte es auf Seiten der Fusionspartner Nyse Euronext und Deutsche Börse doch noch zu Verbesserungen beim Angebot kommen. Triebfeder ist hier offenbar die von den Aktionären wahrgenommene Diskrepanz zur Gegenofferte von Nasdaq OMX und IntercontinentalExchange (ICE), die beseitigt werden soll.

Es gebe "eine Menge Dinge, die für die Aktionäre getan werden können", sagte Nyse-CEO Duncan Niederauer dem "Wall Street Journal" im Vorfeld der Hauptversammlung des Börsenbetreibers. Man werde "ziemlich pragmatisch" sein, die Aktionäre für die Fusion zu gewinnen.

So hätten sich die Fusionspartner bereits entschieden, ihre Technologie zu rationalisieren und die diversen Handelsplattformen für Aktien und Derivate zu einer einheitlichen globalen Plattform zusammenzuschließen. Dies sei ein "emotionales Thema" für die technologiezentrierten Börsenbetreiber, sagte der Manager. Zu diesem Schritt seien Nyse Euronext und Deutsche Börse nicht bereit gewesen, bevor Nasdaq und ICE am 1. April ihre Gegenofferte vorgelegt hätten.

Konkurrenz belebt das Geschäft

"Jetzt ist nicht mehr die Zeit, um konservativ zu sein", sagte Niederauer mit Blick auf jüngst auf 400 Mio. Euro erhöhten Sparprognosen. Bei Ankündigung ihrer Fusion im Februar hatten Nyse und Deutsche Börse die Kostenvorteile nach einem Zusammenschluss zunächst auf 300 Mio. Euro geschätzt.

Rechnet man zur erhöhten Sparprognose noch Umsatzsynergien von rund 133 Mio. Euro hinzu, kommen Nyse und Deutsche Börse auf insgesamt 719 Mio. US-Dollar Synergiepotenzial. Das entspricht annähernd den Versprechungen der Gegenseite: Nasdaq und ICE wollen nach der Nyse-Übernahme binnen drei Jahren Synergien von zusammen 740 Mio. US-Dollar netto heben.

Auf der Nyse-Hauptversammlung will CEO Niederauer weitere Details des Fusionsvorhabens nennen und sich zu den Möglichkeiten äußern, den Aktionären die Transaktion falls nötig zu versüßen. Denn abgestimmt wird über die Fusion erst auf einer weiteren Aktionärsversammlung am 7. Juli. Am Donnerstag steht erst einmal die Wahl von Nyse-Direktoren und die Satzung zur Einberufung außerordentlicher Hauptversammlungen auf der Agenda.

Briefe an Nyse-Aktionäre

Auch Nasdaq und ICE wandten sich an die Nyse-Aktionäre. In einem offenen Brief riefen sie dazu auf, bei den Nyse-Direktoren auf der Hauptversammlung ein Treffen mit den konkurrierenden Bietern einzufordern. Auch einen Blick in die Nyse-Bücher sollen die Nyse-Aktionäre den beiden Herausforderern der Deutschen Börse verschaffen.

Der Nyse-Board missachte die Best-Practice-Regeln der Konzernführung ebenso wie die Marktrealität, kritisieren die CEO von Nasdaq und ICE, Robert Greifeld und Jeffrey Sprecher: "Fordern Sie Ihr Board auf, dass er die Ablehnung unseres überlegenen Gebotes überdenkt."

Nyse-CEO Niederauer zeigte sich im Interview von diesen Tönen unbeeindruckt und bezeichnete das Gegenangebot als nicht ernstzunehmend. Es scheine, als wolle die Nasdaq damit lediglich das transatlantische Fusionsvorhaben verhindern. Die Nasdaq wolle anscheinend nicht gegen einen stärkeren Wettbewerber antreten.

Der Preis ist nicht so heiß

Zur Frage der verweigerten Gespräche mit Nasdaq und ICE sagte Niederauer: "Wenn es uns nur darum ginge, uns selbst optisch abzusichern, würden wir sie treffen." Er sei aber nicht sicher, "ob viel mehr dabei herauskäme." Da das Angebot von Nasdaq und ICE 1,3 Mrd. Euro höher liegt als das der Deutschen Börse, habe die Entscheidung der Nyse-Führung, nicht mit den Konkurrenten zu sprechen, viele Fragen seitens der Aktionäre aufgeworfen, räumte der Nyse-Chef ein.

Niederauer erklärte, nach dem Zusammenschluss mit der Deutschen Börse werde der fusionierte Börsenkonzern finanziell ausreichend flexibel sein, Dividenden zu zahlen und Aktien zurückzukaufen. Einer fusionierten Nasdaq-Nyse dürfte das schwer fallen, sagte er. Er versprach, dass die zusätzlichen Kosteneinsparungen nicht zu weiteren Stellenstreichungen führen werden. Angekündigt ist ein Abbau von 100 Arbeitsplätzen in den USA.

Nasdaq und ICE gehen mit ihrem Offenen Brief nicht so weit, sich mit einem feindlichen Übernahmeangebot direkt an die Aktionäre zu wenden. Ein solcher Vorstoß wird jedoch zu einem späteren Zeitpunkt erwartet, da die Nyse in ihrer Ablehnung der Offerte unerschütterlich bleibt und sich nicht auf Gespräche einlässt.

Quelle: ntv.de, DJ

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