Schwache Wachstumsaussichten OECD rät Draghi zur Zinssenkung
31.10.2011, 13:20 UhrNoch ist der künftige europäische Währungshüter Draghi nicht im Amt, da erhält er bereits gute Ratschläge: Angesichts der düsteren Wachstumsaussichten in der Eurozone spricht sich die OECD für eine Zinssenkung der EZB aus.

Ab dem 1. November sitzt nicht mehr Jean-Claude Trichet (l.), sondern Mario Draghi am Ruder der EZB.
(Foto: REUTERS)
Angesichts schwacher Wachstumszahlen empfiehlt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine Zinssenkung in der Euro-Zone. Zudem sollte die Zentralbank weiterhin "ausreichend Liquidität" bereitstellen, um die Spannungen an den Finanzmärkten abzumildern, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Er verlangte "mutige Entscheidungen" von den führenden Wirtschaftsnationen der Welt, die sich in dieser Woche im französischen Cannes zum G20-Gipfel treffen. Der Euro-Krisengipfel habe mit seinen Entscheidungen zur Schulden- und Bankenkrise zwar einen wichtigen ersten Schritt getan. Die Staaten müssten diese Entscheidungen nun aber auch "umgehend und kraftvoll" umsetzen.
Der EZB-Rat tagt am Donnerstag, erstmals mit dem neuen Präsidenten Mario Draghi an der Spitze. Zuletzt hatte die Zentralbank den Leitzins Anfang Juli auf 1,5 Prozent erhöht. Im Oktober ließ die EZB den Zins trotz Forderungen mehrerer europäischer Ökonomen nach einer Senkung unverändert. Die Lage in der Euro-Zone gilt derzeit als verzwickt: Einerseits ist die Inflation in der Währungsunion weiter hoch, im Oktober lag sie weiterhin bei drei Prozent, was normalerweise eine Zinserhöhung rechtfertigen könnte. Andererseits mehren sich die Zeichen, dass das Wirtschaftswachstum in der Währungsunion abebbt, was in der Regel für eine Zinssenkung spricht.
Niedriges Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit
Die OECD erklärte, die Unsicherheit angesichts der Entwicklung der Konjunktur habe in den vergangenen Monaten "dramatisch" zugenommen, und machte dafür vor allem die Schuldenkrise in der Euro-Zone und die Haushaltspolitik in den USA verantwortlich. In den G20-Staaten werde die Wirtschaft im Schnitt nur um 3,9 Prozent in diesem und um 3,8 Prozent im kommenden Jahr wachsen, sollten die Politiker es versäumen, die aktuellen Probleme zu lösen, warnte die OECD.
Auch die Arbeitslosigkeit werde im Schnitt sehr hoch bleiben. Sollten aber etwa die Entscheidungen des Euro-Gipfels prompt umgesetzt werden, dann könne sich allerdings "eine bessere Lage entwickeln". Die Staaten der Euro-Zone müssten ihre Entscheidungen aber auch noch "verdeutlichen".
Die Wirtschaftsleistung der Euro-Staaten wird nach Erwartung der OECD im kommenden Jahr nur um 0,3 Prozent wachsen. Bisher war die Organisation von 2,0 Prozent Plus ausgegangen. In einigen Ländern werde die Wirtschaftskraft sogar sinken. Für die USA sagt die OECD im nächsten Jahr ein Anziehen der Konjunktur um 1,8 Prozent voraus, bisher lag die Prognose noch bei 3,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/AFP/rts