Wirtschaft

Rückenwind für Export-Kritiker OECD will innen mehr sehen

Der jüngste OECD-Bericht bestärkt schwache EU-Staaten in ihrer Forderung, dass Deutschland beim Export vom Gas gehen und stattdessen die Binnennachfrage stärken soll. Im Blick hat die Organisation dabei vor allem den Dienstleistungssektor.

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle mit OECD-Generalsekretär Angel Gurria bei der Präsentation des Berichts in Berlin.

Wirtschaftsminister Rainer Brüderle mit OECD-Generalsekretär Angel Gurria bei der Präsentation des Berichts in Berlin.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Ende der schwersten Rezession seit Gründung der Bundesrepublik muss Deutschland nach Einschätzung der OECD die Binnenwirtschaft stärken. Strukturreformen seien entscheidend, um Unternehmen zu mehr Investitionen im Inland zu bewegen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit. "Innovationen sind der Schlüssel, um gleichzeitig Wettbewerbsfähigkeit und Binnennachfrage zu steigern", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria.

Im Blick haben die Experten dabei unter anderem den Dienstleistungssektor: So müsse es leichter werden, Unternehmen zu gründen und abzuwickeln, zudem müsse der Zugang zu Wagniskapital verbessert werden. Doch auch bei der Industrie sieht die OECD Handlungsbedarf, vor allem durch mehr Unterstützung bei Forschung und Entwicklung. Ein Schlüssel dafür seien Reformen bei der Bildung: "Deutschland braucht mehr gut ausgebildete Arbeitnehmer mit breiten Qualifikationen, um höhere Produktivität, höhere Einkommen und längere Erwerbszeiten zu erreichen", sagte Gurria.

Deutschland muss noch mehr tun

Bereits in den Jahren vor der Krise habe Deutschland bei Innovationen und insbesondere der Entwicklung neuer Produkte international an Boden verloren. Die Exporterfolge in den Jahren bis 2008 seien vor allem auf die geringen Lohnanstiege in Deutschland und die Verlagerung von Fabriken ins Ausland zurückzuführen, schrieben die Experten.

2010 wird Deutschland allerdings noch von den Exporten aus der Krise gezogen: Das Wachstum von 1,3 Prozent ist nach Vorhersage der Forscher vor allem auf den deutlich anziehenden Außenhandel zurückzuführen. Die Binnennachfrage sinke dagegen erneut. 2011 halten die Forscher wieder ein Wachstum von 1,9 Prozent für möglich. Dies reiche aber nicht aus, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern: Bis kommendes Jahr steige die Arbeitslosenquote auf 8,8 Prozent, im Rezessionsjahr 2009 waren es nur 7,4 Prozent.

Großes Gefälle in Europa

Auch in Brüssel setzt sich offenbar die Ansicht durch, Deutschland müsse einen Teil seiner Wettbewerbsfähigkeit aufgeben, um den europäischen Nachbarn im Süden zu helfen. "Die Lohnzurückhaltung in Deutschland sollte aufhören", fordert etwa Cinzia Alcidi, Ökonomin am Centre for European Policy Studies, dem wichtigsten Think Tank in Brüssel. Das brächte den Menschen in Deutschland mehr Einkommen und könnte den Konsum ankurbeln, so dass die europäischen Nachbarn mehr nach Deutschland exportieren könnten. Außerdem würden die Produkte anderer Länder konkurrenzfähiger.

In der Tat gab es in der Eurozone schon vor Beginn der Finanzkrise eine erhebliche Schieflage: Eine Reihe von Ländern führte beständig mehr Güter und Dienstleistungen ein als aus – und machte für den Konsum Schulden im Ausland. Dazu gehören beispielsweise Spanien, Griechenland und Portugal; Länder, die in der Finanzkrise schwere Probleme bekommen haben. Demgegenüber stand eine Gruppe von Staaten, die über lange Zeit erhebliche Leistungsbilanz-Überschüsse erzielt hat.

Quelle: ntv.de, rts

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