Wirtschaft

Serie von Rückschlägen ÖVAG in Bedrängnis

Österreichs Banken geraten immer mehr in Bedrängnis. Nach der Ersten Bank rückt nun die ÖVAG in den Fokus.

Österreichs Banken geraten immer mehr in Bedrängnis. Nach der Ersten Bank rückt nun die ÖVAG in den Fokus.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Im Sommer fällt die Österreichische Volksbanken AG wegen ihrer dünnen Kapitaldecke durch die Banken-Stresstests. Nun schockt das Institut, an dem auch die deutsche DZ Bank beteiligt ist, mit der Ankündigung einer Abschreibung in dreistelliger Millionenhöhe. Zudem will die ÖVAG, ihr gewährte Staatshilfen länger behalten.

Die angeschlagene Österreichische Volksbanken AG erwartet im laufenden Jahr wegen Abschreibungen durch die Schuldenkrise hohe Verluste und baut den Sektor um. Durch eine Wertberichtigung der Tochter in Rumänien und das in der Investkredit gebündelte Geschäft mit Firmenkunden und Immobilien kämen auf das Institut allein Belastungen von 700 Mio. Euro zu, wie die Bank im Anschluss an eine Aufsichtsratsitzung mitteilte. Konzernweit werde im laufenden Jahr daher voraussichtlich ein Verlust von 500 Mio. bis 750 Mio. Euro zu Buche stehen, im Einzelabschluss sogar ein Minus von rund 900 Mio. Euro.

Es ist der letzte in einer Serie von Rückschlägen für das Institut, das sich nun mit einem Umbau des Sektors für künftige Krisen rüsten will. Die ÖVAG werde künftig nach dem Vorbild der niederländischen Rabobank lediglich als Zentralinstitut für die gut 60 regionalen Volksbanken fungieren, hieß es in der Mitteilung. Damit kann sich die ÖVAG das Kapital der regionalen Banken zurechnen lassen und hofft damit, auf eine höhere Kernkapitalquote zu kommen.

DZ Bank hält 23 Prozent

Die einzelnen Institute erstellen Finanzkreisen zufolge zwar weiterhin ihre eigenen Bilanzen, stehen im Krisenfall aber füreinander ein. "Das stärkt die Kapitalsituation jeder einzelnen Bank. Man ist sicherer für eine Krise aufgestellt", sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Weitere Staatshilfen sollen dadurch vermieden werden, sagte ein weiterer Insider.

Bisher gehört die ÖVAG zu knapp 61 Prozent den regionalen Volksbanken und zu 23 Prozent dem deutschen genossenschaftlichen Spitzeninstitut DZ Bank.

Im Sommer war das Institut wegen seiner dünnen Kapitaldecke durch die Banken-Stresstests gefallen. Die erwarteten Verluste im laufenden Jahr würden die für die Bankenaufseher maßgebliche Kapitalbasis um weitere 200 Mio. Euro schmälern, hieß es. Dennoch sieht sich die ÖVAG nicht in Gefahr: Sie steht vor dem Verkauf ihrer Osteuropatochter (ohne Rumänien) an die russische Sberbank, der um den Jahreswechsel über die Bühne gehen soll. Dadurch würde die Kernkapitalquote Ende 2011 voraussichtlich bei rund 10,4 Prozent nach 9,4 Prozent Ende 2010 liegen.

Schuldenkrise verschärft Situation

Die ÖVAG begründete die düstere Prognose mit den Unsicherheiten in Europa: "Die wirtschaftliche Lage in Europa wird von Tag zu Tag dramatischer. Die Finanzwelt ist heute mit einer Situation konfrontiert, die in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar war und durch die anhaltende Staatsschuldenkrise noch weiter verschärft wird", sagte ÖVAG-Chef Gerald Wenzel.

Durch die schwierige Lage sei eine Fusion der ÖVAG mit der Investkredit nicht möglich. Aus dem Zusammenschluss, der bis zum Jahresende über die Bühne gehen sollte, hatte sich die ÖVAG Einsparungen erhofft. In der Investkredit sind das Firmenkunden- und Immobiliengeschäft der Volksbanken-Gruppe gebündelt.

Als Konsequenz aus den Verwerfungen kündigte die ÖVAG zudem an, die in der Krise gewährten Staatshilfen länger zu behalten. Eine erste Tranche von 300 Mio. Euro solle nicht wie geplant noch im laufenden Jahr zurückgezahlt werden.

Quelle: ntv.de, rts

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