Inside Wall Street Obama ärgert die Raucher
01.04.2009, 20:10 UhrAmerikas Raucher hätten es gerne als April-Scherz abgehakt, doch eine dramatische Steuererhöhung auf Tabak, die seit Mittwoch gilt, ist ernst gemeint und ärgert die aussterbende Spezies. Doch die hat sich an schlechte Behandlung gewöhnt: Aus öffentlichen Gebäuden ist man schon lange verbannt, aus den Bars auch - jetzt wird das ganze eben auch noch teurer.
Ein guter Grund aufzuhören, sollte man denken. Doch wer die Schikanen der letzten Jahre überlebt hat, ohne den letzten Glimmstängel auszudrücken, der wird wohl auch in Zukunft weiterqualmen - auch wenn es im Geldbeutel schmerzt. Das haben jedenfalls spontane Straßenumfragen gezeigt. "Ich rauche seit 50 Jahren", wird etwa Larry Jukes bei CNN zitiert. Der Rentner aus Denver im Bundesstaat Colorado erinnert sich an Zeiten, als er für eine Stange Kippen noch 2,50 Dollar zahlte. Bis vor kurzem waren 49 Dollar fällig, seit ein paar Wochen sind es 58 Dollar.
Denn die Tabakhersteller haben die lange angekündigte Steueranhebung bereits vor einigen Monaten eingepreist - und noch ein wenig draufgelegt, um mit höheren Margen einen eventuellen Umsatzrückgang auszugleichen. Den wird es wohl auch geben, doch die meisten Raucher dürften bei der Stange bleiben. "Es ist ungerecht, dass sie es auf uns abgesehen haben", schimpft Raucher Jukes. "Aber das haben sie doch schon seit Jahren."
"Sie", das ist die Regierung, die mit höheren Steuern Kasse machen will. Doch die hat gute Argumente für eine höhere "Tabacco-Tax", denen auch Raucher nicht widersprechen können. Dave Bowersox, der im Tabakladen ebenfalls einem CNN-Reporter in die Arme lief, erklärt: "Es ist besser, die Steuern auf Alkohol, Tabak und andere Sachen zu erhöhen, die man nicht unbedingt braucht." Dafür wären Steuersenkungen bei Benzin und Lebensmitteln angebracht.
Die Steueranhebung auf Tabak lässt sich auch über die direkte Verwendung der Mehreinnahmen erklären, die direkt in die Finanzierung einer neuen staatlichen Krankenversicherung fließen sollen, die kompletten Schutz für vier Mio. bisher unversicherte Kinder bringt. Das Programm, im amerikanischen Akronym SCHIP genannt, wurde von Präsident Barack Obama im Februar verabschiedet und soll das erste von vielen Gesundheitsinitiativen sein, mit denen das angeschlagene amerikanische System modernisiert und verbessert werden soll.
Zu den wenigen Gegnern der Steueranhebung gehören erwartungsgemäß die Tabakriesen Philip Morris und R.J. Reynolds sowie die Betreiber der Tabakläden. Einer von ihnen, Nick Hamad aus dem Bundesstaat Washington, warnt vor zu hohen Abgaben. "Wenn die Verkäufe ganz weg brechen, verliert der Staat die Steuereinnahmen. Das wäre schlecht für den Staat und für die Leute." Zumindest letzteres stimmt nicht, denn die würden gesünder leben und von niedrigeren Kosten im Gesundheitssystem profitieren.
Quelle: ntv.de