Ampel rechnet mit Rezession Ökonom Feld sieht "toxisches Gemisch" für deutsche Firmen
10.10.2024, 12:54 Uhr Artikel anhören
Deutschland steckt in der Rezession.
(Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/ZB/)
Deutschland verharrt in der Rezession. Für das kommende Jahr sehen die Bundesregierung und Forschungsinstitute allerdings deutliches Wachstum. Doch die Prognose könnte zu optimistisch sein, warnt Lars Feld, der Wirtschaftsberater des Bundesfinanzministers.
Der persönliche Wirtschaftsberater von Bundesfinanzminister Christian Lindner, Lars Feld, blickt mit Sorge auf die gegenwärtige wirtschaftliche Lage in Deutschland. "Ich bin besorgt, weil vor allen Dingen die strukturellen Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft schlecht sind. Die Unternehmen sehen sich einem toxischen Gemisch erhöhter Kosten gegenüber", sagte der Ökonom auf dem vom Wirtschaftsmagazin "Capital" veranstalteten "Vermögensaufbau-Gipfel" im Gespräch mit RTL/ntv. Sollte sich das nicht ändern, würden weitere Industrieunternehmen aus Deutschland abwandern.
Hinzu kommt nach Ansicht des ehemaligen Wirtschaftsweisen die gegenwärtig hohe Sparneigung. "Die Konsumenten und Konsumentinnen halten ihr Geld zusammen, weil sie Sorge haben, was da in Zukunft passiert", so Feld. Auch für das kommende Jahr sei damit zu rechnen. Sowohl die gegenwärtige Wachstumsprognose der Bundesregierung als auch die Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute könnten deshalb zu hoch ausfallen. Für 2025 geht die Bundesregierung davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt um 1,1 Prozent zulegt. Die Forschungsinstitute sind pessimistischer und rechnen mit einem Wachstum von 0,8 Prozent.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte am gestrigen Mittwoch die aktuelle Konjunkturprognose der Ampel-Koalition präsentiert, die nun für dieses Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,2 Prozent vorhersagt - Deutschland würde damit das zweite Jahr in Folge in der Rezession stecken.
Feld zufolge gibt es allerdings deutliche Unterschiede zu früheren Zeiten, als Deutschland wirtschaftlich in der Krise steckte. Die Bundesrepublik erlebe keine schwere Rezession, sondern ein "stagnatives Umfeld", sagte der Ökonom. "An sich ist die Substanz der deutschen Wirtschaft immer noch sehr gut", so Feld. Zum einen seien Unternehmen "in ganz unterschiedlichen Bereichen sehr innovativ unterwegs." Zum anderen sei die Finanzlage besser "als in früheren Zeiten, als Deutschland der kranke Mann Europas war." Das sei eine gute Voraussetzung dafür, "einen Aufschwung hinzukriegen." Dafür müsste aber die wirtschaftspolitische Verunsicherung sowohl der Investoren als auch der Konsumenten beendet werden.
Quelle: ntv.de, jga