Wirtschaft

Konsumfragen auf der Goldwaage Ökonomen beäugen den Juni

Der Sondereffekt der Fußball-WM auf die Stimmung unter den deutschen Verbrauchern fällt offenbar geringer aus als erwartet. Die neuesten Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel lösen unter Volkswirten jedenfalls wenig Begeisterung aus.

Wer Ware hat, muss sie zu präsentieren wissen: Seit dieser Woche läuft im deutschen Einzelhandel der Sommerschlussverkauf.

Wer Ware hat, muss sie zu präsentieren wissen: Seit dieser Woche läuft im deutschen Einzelhandel der Sommerschlussverkauf.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der sommerliche Juni bringt den deutschen Einzelhändlern kein Umsatzplus. Sie nahmen 1,1 Prozent weniger ein als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Der um Preisschwankungen bereinigte reale Umsatz fiel um 1,1 Prozent. Analysten hatten zuvor lediglich mit einem saison- und kalenderbereinigten Minus von 0,2 Prozent gerechnet, nachdem es im Mai noch einen kräftigen Anstieg von 3,0 Prozent gegeben hatte.

"Die Einzelhandelsumsätze sind die komplizierteste Statistik, weil sie am häufigsten geändert wird", sagte SEB-Volkswirt Klaus Schrüfer in einer ersten Reaktion. "Auf dem ersten Blick haben die Zahlen nicht enttäuscht, weil man ohnehin nur verhaltene Erwartungen hatte. Die Hoffnung ist, dass wir im weiteren Jahresverlauf eine Besserung bekommen." Die Stimmung bei den Verbrauchern habe sich erholt, fasste Schrüfer die Entwicklung zusammen. Zur Begründung verwies er auf die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt und die damit verbundenen Hoffnungen, dass sich diese Verbesserung auch in den kommenden Monaten fortsetzen werde.

Auch Andres Rees von der Unicredit betrachtete die Juni-Zahlen in größeren zeitlichen Zusammenhängen. "Im zweiten Quartal haben wir einen leichten Zuwachs beim Einzelhandelsumsatz gesehen", sagte er in seiner ersten Stellungnahme. "Da auch der Autoverkauf zugelegt hat, dürfte der private Konsum wieder zum Wachstum beigetragen haben. Die Konsumentenrezession ist damit zu Ende gegangen. Ein Grund dafür ist, dass die Furcht vor der Arbeitslosigkeit doch spürbar nachgelassen hat", bestätigte Rees.

"Ich glaube, dass der private Verbrauch auch in den kommenden Monaten etwas zum Wachstum beitragen wird. Aber er wird den Export als wichtigste Konjunkturstütze nicht ablösen können, zumal im nächsten Jahr höhere Beiträge für die Kranken- und Arbeitslosenversicherung kommen."

Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen wollte den Juni-Zahlen wenig neue Erkenntnisse abgewinnen. "Beim privaten Verbrauch passiert im Moment nicht viel. Wenn man sich den mittelfristigen Trend ansieht, wird deutlich, dass die Umsätze im Einzelhandel seitwärts laufen, wenn man es negativ sehen will, leicht abwärts."

Der Anteil des Einzelhandels am privaten Konsum nehme zwar immer weiter ab, hielt Solveen weiter fest. "Er ist aber der einzige Indikator, den wir für den Konsum haben. Zudem stimmt der Trend im Grundsatz überein. In diesem Jahr wird nicht mehr viel passieren, und auch nicht im kommenden Jahr. Der Arbeitsmarkt hält sich zwar gut, die Löhne dürften aber nicht stark steigen."

Quelle: ntv.de, rts

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